"Erinnerungen kommen wieder hoch": Evakuierte fanden Zuflucht in der Messehalle!
Dresden - Wo die Einsatzkräfte starten, kommen die Evakuierten an: Wenn 10.000 Dresdner den Sicherheitsbereich um die Bombenentschärfung verlassen müssen, findet nicht jeder auf die Schnelle eine Unterkunft. Deshalb wurde in der Messehalle eine Notunterkunft eingerichtet. 305 Dresdner fanden dort Zuflucht.
"Wir haben uns auf 500 Personen vorbereitet", sagte Feuerwehrsprecher Michael Klahre (44). "Dazu halten wir 50 Betten parat." 70 Personen hatten um Hilfe gebeten, da sie das Haus selbst nicht verlassen konnten. Diese wurden vom Rettungsdienst geholt.
Eigentlich in Notunterkünften nicht vorgesehen, gab es diesmal auch eine Mittagsverpflegung: Nudeln mit Tomatensoße.
Kurz vor halb neun traf der erste Schwung Evakuierter ein: Der Bus brachte Bewohner der Heinrich-Schütz-Seniorenresidenz in die Messehalle.
Darunter das Ehepaar Ute Maria (87) und Gottfried Etzold (87), erst vor Kurzem wieder in die Stadt gezogen.
"Ich bin Dresdnerin", sagte die Historikerin. "Mit dem 'Schnell raus' kommen jetzt vor dem 13. Februar die Erinnerungen wieder hoch. Mein Großvater hat uns damals als Flüchtlinge aufgenommen."
Viele kamen mit den Evakuierungsbussen zur Messe
Auch Henry Vogt (65) und sein Vater Erhard (88) waren auf die Notfallunterkunft angewiesen. "Wir sind mit dem Krankenwagen hierhergekommen und das hat alles gut geklappt", sagte Henry. Sie hatten schon kurz nach dem Bombenfund damit gerechnet, dass sie aus ihren Häusern an der St. Petersburger rausmüssen.
Das Ehepaar Müller samt Hündin Nelly kam wie viele mit den Evakuierungsbussen zur Messe.
"Es wurden uns direkt Getränke und Decken gereicht", so Hans Peter Müller (83). "Also schlecht geht es uns nicht", ergänzte seine Frau Kerstin (61). Ein bisschen langweilig sei es. Doch wie viele vertrieben sie sich die Zeit mit Lesen, Kaffee trinken und ein paar netten Gesprächen.
Alles in allem schien die Lage in der Notfallunterkunft entspannt zu sein. Nur eine Hoffnung blieb bei allen Beteiligten.
"Wir hoffen, dass es nicht allzu lang dauert", erzählte Marion Müller (79). Nach der Entschärfung konnten alle bereits am Nachmittag wieder in ihre Häuser und Wohnungen zurück.
Titelfoto: Fotomontage: Eric Hofmann//dpa//Norbert Neumann