Nachtschlichter freuen sich über Neustadt-Erfolg, doch ihre Zukunft ist ungewiss
Dresden - Bald ist Saisonende für die 23 "Nachtschlichter" in der Dresdner Neustadt. Eine erste Jahresbilanz zeigt: Es gibt immer noch Probleme im Szenekiez. Und die Zukunft der Schlichter (seit 2021 im Einsatz) ist ungewiss.
Seit April und noch bis Ende Oktober klappern die Schlichter mehrmals pro Woche von 20 Uhr bis nach Mitternacht Brennpunkte wie die "Schiefe Ecke", den Alaunpark oder den Martin-Luther-Platz ab.
Sie wollen Ansprechpartner für Anwohner und Partyvolk sein, Randalierer nicht belehrend, sondern freundlich auf Fehlverhalten wie Ruhestörung oder Wildpinkeln hinweisen.
Durchaus mit Erfolg, meint Nachtschlichter-Koordinator Alessandro Finke (35) kurz vor Saisonschluss: "Dieses Jahr konnte die Tramlinie 13 zum ersten Mal störungsfrei durchfahren."
Außerdem sei der Trend, mit Musikboxen durch die Straßen zu ziehen, abgeflaut. Und das neue Einsatztelefon der Nachtschlichter werde rege genutzt. "Uns rufen vermehrt junge Frauen an, die belästigt werden. Für sie können wir erste Ansprechpartner sein."
Zugleich gebe es neue Probleme im Viertel, gegen die Nachtschlichter gar nichts ausrichten könnten.
"Wir beobachten zunehmend PS-Protzer, die ihre aufgemotzten Wagen vom Albertplatz bis zum Alaunpark gefährlich beschleunigen. Aber das wäre ein Fall für die Verkehrspolizei", sagt Finke.
Nachtschlichter wollen expandieren, doch das Geld könnte zum Problem werden
Langfristige Sorge bereitet ihm die Finanzierung des allein in diesem Jahr 187.700 Euro teuren Projekts (darin inbegriffen Personalkosten, Honorare, Werbungskosten, Ausrüstung).
Denn die mehrheitlich vom Freistaat getragene Förderung läuft bald aus, ab 2026 müssten die Schlichter städtisch finanziert werden.
Dabei könnte sich Nachtschlichter-Chef Alessandro Finke eigentlich sogar eine Expansion der Nachtschlichter in Dresden vorstellen, etwa im Problemviertel "Budapester Straße".
Finke: "Dort habe ich das Konzept schon vorgestellt. Ich würde unsere Expertise gerne weitergeben."
Titelfoto: Holm Helis