Dresden heißt Assistenzhunde willkommen!

Dresden - Als erste Kommune in Sachsen ändert die Landeshauptstadt offiziell das Regelwerk für ihre Bürgerbüros. "Assistenzhund willkommen", kündigen Aufkleber nun über den üblichen Hundeverbotsschildern an. Bis Ende des Jahres soll an zahlreichen weiteren Einrichtungen der Stadtverwaltung diese Regel etabliert werden.

Stadtbezirksamtsleiter Jörg Lämmerhirt (57) klebt das neue Schild an: Das Bürgerbüro Leuben ist "assistenzhundfreundlich".
Stadtbezirksamtsleiter Jörg Lämmerhirt (57) klebt das neue Schild an: Das Bürgerbüro Leuben ist "assistenzhundfreundlich".  © Holm Helis

Der Hund sei des Menschen bester Freund, heißt es. Aber es ist auch ein notwendiges Hilfsmittel und eine Lebensversicherung im Alltag von beeinträchtigten Mitbürgern.

"Seit März ist mein Hund Karlo bei mir, und ich kann wieder aus dem Haus gehen, am Leben teilnehmen", berichtet Cornelia Vogel (26) sichtlich gerührt. Sie leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und lebte ohne ihren Assistenzhund völlig zurückgezogen.

Auch Diabetiker, Epileptiker, Allergiker und Herzpatienten profitieren von den ausgebildeten Fellnasen.

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So im Falle von Mania Myrrhe-Kohlenbrenner (50). Ihre siebenjährige Hündin Mascha spürt und alarmiert frühzeitig, sobald das Herz ihrer Besitzerin außer Kontrolle gerät.

Cornelia Vogel (26) mit Assistenzhund Karlo (4) innerhalb des Bürgerbüros.
Cornelia Vogel (26) mit Assistenzhund Karlo (4) innerhalb des Bürgerbüros.  © Holm Helis

Hohe Kosten für tierische Helfer!

Hannah Reuter (40) leitet den Verein "Pfotenpiloten", setzt sich für Barrierefreiheit und Inklusion ein.
Hannah Reuter (40) leitet den Verein "Pfotenpiloten", setzt sich für Barrierefreiheit und Inklusion ein.  © Holm Helis

Hannah Reuter (40), Leiterin der gemeinnützigen Organisation "Pfotenpiloten", kämpft um mehr Akzeptanz im Alltag: "Seit Juli 2021 gilt nach dem Behindertengleichstellungsgesetz, dass Assistenzhunde überall dort eingelassen werden, wo auch Menschen mit Straßenkleidung Zutritt haben."

Dennoch müssen beeinträchtigte Personen häufig mühsame bis schmerzliche Diskussionen führen: "Die meisten Leute wissen nicht, dass Assistenzhunde auch in Geschäften mit offenen Lebensmitteln und im medizinischen Bereich erlaubt sind."

Der erste Weg zur Beantragung eines Assistenzhundes führt immer zum Hausarzt. Die Kosten für das tierische Hilfsmittel belaufen sich dann auf 18.000 bis 60.000 Euro, weiß Expertin Reuter: "Die Krankenkassen übernehmen dabei nur die Kosten für einen Blindenhund von etwa 35.000 Euro."

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Andere Assistenzhunde müssen über Spenden oder Privatgelder finanziert werden. Infos unter pfotenpiloten.org/info.

Mania Myrrhe-Kohlenbrenner (50) zeigt Ausweis und Plakette ihres Assistenzhundes.
Mania Myrrhe-Kohlenbrenner (50) zeigt Ausweis und Plakette ihres Assistenzhundes.  © Holm Helis

Mit Herz & Schnauze - ein Kommentar von Jakub Anders

Bis Ende des Jahres soll dieses Schild an zahlreichen städtischen Einrichtungen über den Verbotsschildern angebracht werden.
Bis Ende des Jahres soll dieses Schild an zahlreichen städtischen Einrichtungen über den Verbotsschildern angebracht werden.  © Holm Helis

Krücken, Rollstuhl oder Blindenstock: Das sind bekannte Hilfsmittel, mit denen beeinträchtigte Menschen ihr erschwertes Leben stemmen. Bei einer Vielzahl von Beeinträchtigungen kommt aber ein anderes Werkzeug ins Spiel: der Assistenzhund.

Er kann lebenswichtige Aufgaben für seinen Besitzer übernehmen, dazu beitragen, Lebensqualität zu steigern und die Unabhängigkeit im Alltag zu fördern. Während der Blindenhund den meisten Menschen bekannt ist, gibt es andere Arten des tierischen Hilfsmittels, die unbekannter, aber nicht minder wichtig sind.

Der Medizinische Warnhund kann beispielsweise bei Epilepsie- oder Diabetes-Patienten anhand von Schweiß, Atem oder Speichel die Gefahr "erschnüffeln" und den Betroffenen schneller warnen, als es Messgeräte tun. Ein Winseln, eine Pfote auf dem Knie reichen da aus.

Die Stadt Dresden zeigt sich nun hundefreundlich. Bis Ende des Jahres sollen Assistenzhunde in vielen Einrichtungen der Stadtverwaltung willkommen sein, kündigt das Rathaus an.

Ein nächster Schritt sollte darin bestehen, die Förderprogramme für die anderen Arten des Hilfsmittels Assistenzhund einzuführen, damit Patienten auf den Kosten nicht allein sitzen bleiben.

Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis

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