Eichenprozessionsspinner? Gespinstmotten lösen immer wieder Fehlalarm im Rathaus aus
Dresden - Der Eichenprozessionsspinner ist auf dem Vormarsch, kann Atembeschwerden und schwere allergische Reaktionen auslösen. Doch Achtung: Die gefährlichen Raupen und ihre Nester werden schnell mit einem anderen Insekt verwechselt! So treibt auch die Gespinstmotte ihr Unwesen, hüllt Gehölze mit Schleiern ein.
Tausende Raupen der Gespinstmotte fallen zurzeit im Großen Garten ein, überziehen am Carolasee Büsche und Bäume mit weißen Fäden - um sie dann kahlzufressen. Ihre gruseligen Gespinste dienen den Raupen dabei als Schutz vor Fressfeinden wie Vögeln und Schlupfwespen.
Wie der Eichenprozessionsspinner gehören sie zur Art der Schmetterlinge, sind jedoch für den Menschen ungefährlich. Allerdings verwechseln viele die beiden Arten und melden vermeintliche Spinner-Funde. Das Rathaus spricht von "erheblichem Fehlalarm". Tatsächlich sind die gefährlichen Raupen in diesem Jahr im Stadtgebiet noch nicht aufgetaucht.
Größter Unterschied: Der "Spinner" ist nur an Stämmen oder starken Ästen von Eichen aktiv, die Nester in der Regel nicht größer als ein Meter. Die Gespinstmotte hingegen wickelt meist das gesamte Gehölz ein. Den gelb-grauen Raupen mit den schwarzen Flecken fehlen zudem die giftigen Brennhaare.
Klimawandel mit schuld an der Misere
Der Schleier-Spuk endet nach dem großen Fressen: Im Juni verpuppen sich die Raupen im Gespinst, dann schlüpfen die Schmetterlinge. Die Netze zersetzen sich nach einer Weile selbst, die meisten Gehölze überstehen alles schadlos, treiben Ende Juni neu aus. Darum unternehmen die Schlösserland-Gärtner auch nichts gegen die Gespinstmotten.
Deren Hauptverbreitungsgebiet sind eigentlich die Tropen. Doch sie profitieren wie der Eichenprozessionsspinner vom Klimawandel, treten seit einigen Jahren auch in Sachsen verstärkt auf.
Wer will Insekten zählen?
Steinhummel, Tagpfauenauge oder Marienkäfer: Der Naturschutzbund (NABU) Sachsen sucht die Königin des Insektensommers und ruft zur großen Zählung auf.
Mitmachen kann jeder: Einfach innerhalb einer Stunde alle Insekten im Umkreis von etwa zehn Metern notieren, die auftauchen. Am besten dafür einen schönen Platz im Garten oder Wiese suchen.
Mit der NABU-Zählhilfe können auch Anfänger die Insekten zuordnen. Gemeldet werden kann über Online-Formular oder NABU-Web-App "Insektensommer".
Im Vorjahr gingen 430 Meldungen aus Sachsen ein. Am häufigsten wurde die Ackerhummel gesichtet. Der Mitmach-Zeitraum läuft vom 3. bis 12. Juni und 5. bis 14. August.
Titelfoto: Bildmontage: Ove Landgraf