Der unglaubliche Ami-Schlitten des Flugzeug-Chefkonstrukteurs: Dieses Auto hat DDR-Geschichte geschrieben
Dresden - Zu Füßen des legendären Passagierflugzeugs 152 ruht das neueste Großexponat des Dresdner Verkehrsmuseums: Der "Kaiser-Frazer Special K 511", ein Straßenkreuzer aus den USA, hat vor allem DDR-Geschichte geschrieben. Noch wurden nicht all seine Geheimnisse gelüftet.
Fünf Meter lang, knappe 1,5 Tonnen schwer, 115 PS stark: Die sechssitzige Limousine lässt Sammlerherzen höher schlagen.
Vor allem aber trägt sie ostdeutsche Geschichte: Fritz Freytag (1908-1975) war nicht nur Chefkonstrukteur des ersten deutschen Passagierflugzeugs mit Düsenantrieb, der 152, sondern auch bekannter Liebhaber amerikanischer Schlitten - und erster Besitzer des 511.
So berichteten ehemalige Mitarbeiter Freytags und andere Zeitzeugen, dass die DDR-Berühmtheit auch gern Ford Mercury fuhr, berichtete Historikerin Maria Niklaus (32). Der Mercury sei Vorbild fürs "Turbinenauto V 101". Dabei war geplant, ein fahrbereiten (Mercury-)Wagen mit einer Kleingasturbine anzutreiben.
Doch dazu sollte es nie kommen: Zusammen mit Brunolf Baade (1904-1969) wurde Freytag von den Sowjets mit dem Auftrag in die ostdeutsche Besatzungszone gebracht, die DDR-Luftfahrtindustrie auszubauen. Vorzeigeprojekt des "VVB Flugzeugbaus": das erste deutsche Düsenverkehrsflugzeug, die 152.
Drei Monate nach seinem Erstflug im Dezember 1958 stürzte die Maschine jedoch ab. Und mit ihr die DDR-Luftfahrtindustrie.
Kaiser-Frazer Special K 511: So "special" fuhr Flugzeugkonstrukteur Fritz Freytag umher
Die 6-Zylinder-Maschine sei "gewiss kein Auto für die Massen", sagte Historikerin Maria Niklaus (33).
Für das am 18. Januar 1958 in der DDR gemeldete Gefährt zahlte Freytag stolze 888 Mark Kfz-Steuer. "So viel wie ein durchschnittlicher Arbeiter im Monat verdiente", so Niklaus.
Freytag verkaufte den 511er '59 an einen Kofferfabrikanten im Vogtland. Über einen Kraftfahrer aus der Nähe von Zwickau und einen Dresdner Werkzeugmacher fand er schließlich seinen Weg zu Michael Albert (70). Er habe noch 800 Ostmark dafür bezahlt, sei das letzte Mal '92 damit gefahren.
Wie das Auto aber seinen Weg in die DDR fand, ist noch völlig unklar. Das Dresdner Verkehrsmuseum freut sich über Hinweise. Und der Dresdner Flughafen würde sich freuen, wenn man beide Exponate bei einer Führung vor Ort besichtigt.
Titelfoto: Montage: Thomas Türpe