"Der Raub der Sabinerinnen" an der Comödie Dresden - Lachen mit dem Zwingertrio

Von Lilli Vostry

Dresden - Theater voller Liebe, Schmerz, Verderben und Sterben, zum Lachen und Heulen schön - so ist der Komödienklassiker "Der Raub der Sabinerinnen" frei nach Franz und Paul von Schönthan und dem Film von Kurt Hoffmann in einer Neubearbeitung von Peter Kube, der auch Regie führt und mitspielt, an der Comödie Dresden.

Tom Pauls als verzweifelter Theaterdirektor Emanuel Striese.
Tom Pauls als verzweifelter Theaterdirektor Emanuel Striese.  © Robert Jentzsch

Mit viel Humor, Herzblut, Theaterzauber und Kampfgetöse kommt die Inszenierung auf die Bühne. Komödie und Tragödie liegen nah beieinander, mit vielen aktuellen Bezügen.

Sein oder Nichtsein, deklamiert Tom Pauls gleich zu Beginn heroisch als Hamlet im barocken Kostüm. Darum geht es buchstäblich auch bei seinem schwächelnden Wandertheater, das im in einem Dorfgasthof gerade für ein neues Stück probt. Pauls spielt den Theaterdirektor Emanuel Striese mit zartbesaitetem Gemüt als Künstler und verteidigt scharf sein Theater, für das er alles tut. Eine Paraderolle für den Erzkomödianten Pauls, der selbst ein Theater in Pirna führt.

Urkomisch in breitem Sächsisch hält er die hehre Klassik hoch, die heutzutage Kassengift ist. Er zieht alle Register und ist erst zufrieden, wenn die Träne quillt beim Zuschauer.

Dresden: Prüfung am Blauen Wunder beginnt: Verkehr eingeschränkt
Dresden Lokal Prüfung am Blauen Wunder beginnt: Verkehr eingeschränkt

Ereifert sich über moderne Stücke, die keiner versteht, penible, lebende Autoren, die einem erst den Mund wässrig reden mit neuen Stücken und dann ängstlich einen Rückzieher machen.

Die erste Aufführung fand bereits 1884 statt

Das Zwingertrio hat seinen Auftritt im Stück (v.l.n.r.): Jürgen Haase, Tom Pauls, Peter Kube.
Das Zwingertrio hat seinen Auftritt im Stück (v.l.n.r.): Jürgen Haase, Tom Pauls, Peter Kube.  © Robert Jentzsch

Das Publikum erlebt hautnah die Freuden und Leiden des Schauspielerlebens, wie aus dem hanebüchenen, trockenen Historienstück des Gymnasialprofessors Gollwitz ein hochkomisches, dramatisches Sittendrama aus dem alten Rom und Stück zur Gegenwart wird.

Der "Raub der Sabinerinnen", 1884 uraufgeführt, wurde bislang letztmals 1999 in der Comödie gespielt, mit Hans Teuscher, Alfred Müller und Günther Schubert. Dort gibt es nun ein großartiges Comeback mit dem Zwingertrio, bei dem Jürgen Haase als Kneiper und Römer, Peter Kube als biederer Professor Gollwitz und Tom Pauls als gewiefter Theaterdirekor Striese gemeinsam spielen. In einer Szene singen sie zusammen, in Jacketts und Sonnenbrillen, mit Hingabe ein romantisches Lied: "Ein Stern fällt vom Himmel."

Cornelia Kaupert spielt Luise, die Frau des Theaterdirektors, ganz nach dem Motto: "Ich bin so jung, wie ich mich schminke!" Als taffe, erfolgshungrige Professorengattin überrascht Tine Josch, die von den Landesbühnen Sachsen "ausgeborgt" ist. Erik Brünner gibt den Schauspieler Emil Sterneck. Das Hausmädchen Rosa (Dorothea Kriegl) liest heimlich das Stück vom Raub der Sabinerinnen, weint vor Rührung, schwärmt davon dem Theaterdirektor vor und will am liebsten mitspielen.

Dresden: Zweiter Polizei-Hubschrauber über Dresden aufgetaucht!
Dresden Lokal Zweiter Polizei-Hubschrauber über Dresden aufgetaucht!

Weiterer kurioser Höhepunkt ist der sprechende Papagei als römischer Kriegsadler auf gold-bemaltem Schrubber. Es ist ein hinreißender Theaterabend, zu erleben noch bis zum heutigen Sonntag und wieder im Januar.

Titelfoto: Robert Jentzsch

Mehr zum Thema Dresden Lokal: