Das ist Dresdens älteste Kandidatin bei den Kommunalwahlen!
Dresden - Mehr als 2000 Dresdner treten bei den Kommunalwahlen an, bewerben sich für ein Mandat im Stadtrat, den Ortschaften oder Stadtbezirken. Die älteste aller Kandidaten ist Ruth Elsner (91). Die Rentnerin wurde 1933 noch in der Weimarer Republik geboren. Für die Linke tritt sie in Pieschen an - wie schon vor Jahrzehnten.
Die gebürtige Dresdnerin hatte bereits Ende der 1990er-Jahre im Pieschener Stadtbezirksparlament gesessen. Für die PDS setzte sie sich (erfolgreich) etwa für den Bau der Molenbrücke ein.
"Für Politik habe ich mich schon als Schülerin interessiert, sammelte um 1950 auf der Straße Unterschriften für die Ächtung von Atomwaffen."
1933 in Friedrichstadt geboren, wuchs Ruth in Übigau auf (nahe der Lindenschänke). Als der Krieg ausbrach, konnte sie nicht mehr in ihre Schule, die zum Lazarett umfunktioniert werden sollte. Im Januar 1945 kochte ihr die Mutter zum Geburtstag Makkaroni. "Das war etwas Besonderes", erinnert sie sich.
"Mit den Angriffen auf Dresden war meine Kindheit vorbei. Ich konnte danach nicht mehr mit Puppen spielen." Als die Bomben fielen, floh sie mit dem vorbereiteten Brotbeutel in den Keller.
"Ich habe mich an meine Mutter geklammert und dachte, das ist das Ende." Wohnhaus (Böcklingstraße) und Familie blieben unversehrt, doch sie sah "die Stadt brennen". Schutz fand sie in Moritzburg, dann endete der Krieg.
Elsner rechnet nicht mit vielen Stimmen: "Die meisten, die mich kennen, sind ja leider schon tot"
Später studierte sie in Berlin Wirtschaftsökonomie, machte in Moskau ihren Doktor (Thema Erdölverarbeitung). Zurück in Sachsen heiratete sie ihren Kindheitsfreund Klaus (starb 2015), lebte mit vier Kindern in Laubegast und Blasewitz.
Sie war bis zur Wende Dozentin an der TU Dresden, ging dann in Rente. Ruth zog nach Pieschen, unterstützte als Parteimitglied die Linke. "Damals war die Zusammenarbeit mit anderen Parteien sehr sachbezogen, nicht so zerstritten wie heute."
Ihr größter Wunsch fürs Viertel ist "ein neues Bad". Mit ihrem Einzug in den Stadtbezirksbeirat rechnet sie aber nicht.
"Wenn ich ein oder zwei Stimmen hole, bin ich glücklich", sagt sie bescheiden. "Die meisten, die mich kennen, sind ja leider schon tot."
Kraft schenkt ihr die Familie, auch ihre zehn Urenkel. Wichtig ist ihr eine Botschaft: "Mir liegt der Frieden am Herzen. Ich habe den Krieg erlebt. Faschisten bieten keine Lösungen an."
Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe