Das ändert sich beim Kabel-TV in Dresden: 100.000 Haushalte betroffen!
Dresden - Jahrzehntelang bezogen Mieter Kabel-TV bequem über den Vermieter: Das sogenannte Nebenkostenprivileg machte es möglich. Im Internetzeitalter scheint das antiquiert, zum 30. Juni wird die Regelung endgültig abgeschafft.
"In einer Zeit, in der über Internet oder DVBT Fernsehen empfangen werden kann, war das Nebenkostenprivileg nicht mehr zeitgemäß. Jetzt können sich Mieter auch gegen einen Kabelanschluss entscheiden und Kosten sparen", freut sich der Mieterverein Dresden.
Mieterin Melanie Sternitzke (30), die im 70er-Jahre-Plattenbau in der Gerokstraße lebt, sieht es genauso. "Das hat mich richtig genervt, dass wir Kabel-TV bezahlen mussten, obwohl wir das gar nicht genutzt haben."
Rund 11 Euro wird sie im Monat einsparen können, will das Geld künftig in einen Streamingdienst investieren.
Bald endet das sogenannte Nebenkostenprivileg beim Kabelfernsehen
Anders blickt der Verband der Wohnungswirtschaft Sachsen auf das Thema.
"Menschen von einem aus meiner Sicht elementaren Informationsangebot abzukoppeln oder ihnen den Zugang zu erschweren, sehe ich äußerst kritisch", so Verbandsdirektor Alexander Müller (49).
Er schätzt, dass in Sachsen etwa 600.000, in Dresden mehr als 100.000 Haushalte betroffen sind.
So etwa Mieter von Vonovia mit rund 45.000 Wohnungen in der Stadt. Werden deren Kosten für Kabel-TV jetzt steigen?
Sprecher Matthias Wulff (48) will beruhigen: "Vonovia hat vielfach einen Sonderpreis für TV mit den jeweiligen Vertragspartnern vereinbart, der über eine längere Laufzeit stabil bleibt. Der Großteil unserer Mieter profitiert von den vereinbarten Sonderkonditionen."
Verbraucherschützer warnen vor Abzocke
Vonovia-Mieter Jürgen Otto (86), der seit 1971 denselben Plattenbau wie Melanie Sternitzke bewohnt, hat sich noch keine Gedanken über zukünftiges Fernsehangebot gemacht. "Jetzt steigt für jeden, der Kabel-TV schaut, der Aufwand. Welchen Vertrag ich abschließen werde, weiß ich noch nicht."
Vor einem will ihn die Verbraucherzentrale aber abhalten: "Wir warnen vor Vertragsabschlüssen an der Haustür."
Für den Fall der Fälle: "Solche Verträge sind widerrufbar."
Titelfoto: Montage: IMAGO/Piero Nigro, Holm Helis,