Dresden - Achtung, Autofahrer! Das Rathaus bastelt mal wieder am Verkehrsraum herum und will die Fahrbahnführung auf der Marienbrücke ändern. Wie schon während der Striezelmarkt-Zeit soll in Richtung Altstadt eine Fahrspur für Autos wegfallen, um den Bahnen freie Fahrt zu ermöglichen. Allerdings dauerhaft.
Bereits während der Konzerte der Böhsen Onkelz und AC/DC in der Flutrinne sowie im Advent hatte Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) eine der beiden Fahrspuren in stadteinwärtiger Richtung vorübergehend für Autos gesperrt, also den Gleiskörper abmarkiert.
Straßenbahnen sollten damit schneller über die Brücke kommen, da sie nicht mehr zusammen mit Autos im Stau stehen.
Die wiederum drängten sich dadurch in einer Spur fast über die gesamte Brücke, die Schlange reichte im Berufsverkehr oft bis in die Leipziger Straße zurück. Das droht nun erneut.
"Die Markierungen zur geänderten Verkehrsführung an der Marienbrücke sollen dauerhaft aufgebracht werden", teilt ein Rathaussprecher mit.
Wann es losgeht, sei noch nicht entschieden, als Vorleistung seien noch Arbeiten an den Gleisfugen erforderlich.
Stadtrat hatte sich für Beschleunigung der DVB-Linien ausgesprochen
Die Reaktionen sind geteilt.
"Die Beschleunigung der Straßenbahn auf der Marienbrücke ist schon lange überfällig. Nur ein zügiger ÖPNV ist attraktiv und wirtschaftlich. Es war absurd, die Sperrung des Gleisbereichs immer wieder neu anzuordnen und aufzuheben. Eine dauerhafte Lösung schafft Klarheit. Das hatten wir als SPD-Fraktion mehrfach gefordert", sagt Stadtrat Stefan Engel (32).
Seit 20 Jahren stagniere das Tempo des ÖPNV in Dresden.
Seit dem Wegfall der Carolabrücke habe die Zuverlässigkeit noch einmal abgenommen.
Zudem habe sich der Stadtrat im Haushaltsbeschluss für eine Beschleunigung der DVB-Linien ausgesprochen.
Baubürgermeister Kühn erntet Lob und Kritik
Die CDU spricht hingegen von einem Alleingang des Verkehrsbürgermeisters.
"Kühn plant das Verkehrschaos", schimpft Stadtrat Veit Böhm (59).
"Durch den geplanten Wegfall einer Fahrspur auf der Marienbrücke wird Stau zum Dauerzustand. Wenn man ÖPNV beschleunigen will, gibt es genug abzustellende Langsamfahrstellen."
Die Fraktion fordert Hilbert auf, "einzugreifen".
Statt den Verkehrsfluss nach dem Wegfall der Carolabrücke vernünftig zu lenken, arbeite Kühn an weiteren Belastungen. Team Zastrow kündigte an, im Stadtrat einen Eilantrag zum Erhalt der Autospur zu stellen.
Nicht der einzige Auto-Ärger: Auch der Verkehrsversuch am Flügelweg in Cotta, wo Kühn vergangenes Jahr eine Autospur zugunsten von Radfahrern und ÖPNV ("Umweltspur") gekürzt hatte, solle laut Rathaus "verstetigt" werden.