Chaos am Blauen Wunder in Dresden: Das sagen DVB und Politiker zum Radspuren-Test
Dresden - Helle Aufregung am Blauen Wunder seit dem vergangenen Sonntag: Eine Autospur wich zugunsten einer Fahrradspur. Motorisierten Dresdnern passt das so gar nicht.
Während man auf der Brücke sowohl Positives als auch Negatives über den Verkehrsversuch hört, gibt es Netz vor allem Letzteres zu sehen und hören.
Unter dem TAG24-Posting auf X vom Sonntag wurden immer wieder die Verkehrsbetriebe markiert: User schimpften über die neue Spur und dass die Busse nun signifikant langsamer über die Brücke kämen. Doch die DVB stimmten nicht in den Radler-Hass ein.
"Wir schauen erst mal, wie sich der Verkehr auf unsere Busse auswirkt", teilten die DVB-Mitarbeiter diplomatisch mit. "Dann wird man schauen, was für Maßnahmen ergriffen werden können."
Vereinzelt – vor allem zu Zeiten des Berufsverkehrs – wurden am gestrigen Montag schon Verspätungen von bis zu 50 Minuten ausgewiesen, die sich folglich durch den gesamten Fahrtweg der Linien 61, 63, 84 und 521 zogen. In den übrigen Zeiten kamen die Verkehrsmittel besser über die Loschwitzer Brücke, denn dann gab es kaum Stau auf den Zufahrtswegen.
Trotzdem schlagen auch schon Dresdner Politiker Alarm.
Blaues Wunder in Dresden: FDP und CDU positionieren sich klar gegen Fahrradspur
Es war Tag 1 des bis Mitte Juni geplanten Verkehrsversuchs und die FDP-Fraktion im Stadtrat sprach bereits von einer "Katastrophe": "Die Staus haben nicht nur den Individualverkehr, sondern auch den ÖPNV stark getroffen und für Verspätungen gesorgt", wurde in einer Mitteilung kritisiert.
Der Fraktionsvorsitzende Robert Malorny (44) führte aus: "Den Verkehrsversuch hätte man sich schenken können. Ich fordere Baubürgermeister Kühn auf, dieses Experiment so schnell wie möglich abzubrechen. Das Ergebnis liegt vor: Es funktioniert nicht."
In eine ähnliche Kerbe schlug die CDU. Veit Böhm (57) erklärte: "Bereits am Sonntag und am Montag kam es zu deutlich höheren ÖPNV-Verlustzeiten als sonst üblich", so der Sprecher der Stadtratsfraktion. "Sollten sich die Verlustzeiten bei allen Linien über die Loschwitzer Brücke verstetigen, dann muss der Oberbürgermeister den Verkehrsversuch umgehend beenden."
Den Abbruch des Verkehrsversuchs forderte auch der Vorsitzende der CDU im Schönfelder Hochland, Felix Stübner (34): "Tausende Hochländer pendeln tagtäglich über das Blaue Wunder zur Arbeit und wieder nach Hause. Die derzeitig katastrophale Verkehrssituation im Bereich Loschwitz und Blasewitz beweist, dass die Radstreifen am Blauen Wunder so keinen Sinn machen."
Stübner weiter: "Statt den Verkehr für Radfahrer sicherer zu machen, produziert der Verkehrsversuch kilometerlange Staus, die vor allem Berufstätige und Schüler aus dem Hochland sowie den ÖPNV treffen."
Holger Zastrow: "Unfassbar", "wahnwitzig", "auf Teufel komm raus"
Von einem "unfassbaren Verkehrsversuch", den Bürgermeister Stephan Kühn (44, Grüne) "auf Teufel komm raus" durchführe, sprach Holger Zastrow (55). Es handle sich um eine "wahnwitzige, verkehrspolitische Maßnahme", die sich "gegen die Mehrheit der Verkehrsteilnehmer richtet", wie der Chef des "Team Zastrow" in einem Video in den sozialen Netzwerken erklärte.
Schon im Vorfeld äußerte er sich kritisch, sprach von einer "zutiefst fragwürdigen Verkehrspolitik gegen die Interessen der großen Mehrheit".
Versöhnlicher gab sich SPD-Mann Michael Kunath (55). Seine Fraktion möchte, "dass endlich eine bestmögliche Lösung für alle Verkehrsteilnehmer auf dem begrenzten Raum des Blauen Wunders gefunden wird".
Um den bestmöglichen Weg ("gerechtere Verteilung des zur Verfügung stehenden Verkehrsraumes") zu finden, bedürfe es dieses Versuchs.
Dresden: Videos zeigen Mega-Staus auf Grundstraße und Käthe-Kollwitz-Ufer
Wie es mit dem Test weitergeht, dessen Umsetzung übrigens 70.000 Euro kostet, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Baubürgermeister Kühn erklärte gegenüber TAG24, dass bis Freitag erste Zahlen zur Verkehrsentwicklung vorliegen würden. Abhängig von diesen könnten unter Umständen Anpassungen vorgenommen werden.
Titelfoto: Eric Münch