Bewohner unter Schock! Nach dem Blitz-Unwetter singen jetzt die Kettensägen im Dresdner Osten
Dresden - Kettensägeneinsatz in Kleinzschachwitz: Keine zehn Minuten hatte das Unwetter am Mittwochnachmittag, dem 12. Juli, im Dresdner Osten mit Hagel, Sturm und Regen gewütet.
Baumpflegefirmen befreiten auch am gestrigen Donnerstag allerorts noch Straßen, Grundstücke und Dächer von herabgestürzten Ästen und vom Sturm gefällten Bäumen.
An der Neuen Straße rattern Kettensägen. Eine Firma zerlegt drei riesige Straßenbäume.
"Wir hatten einen Schutzengel", sagt Stefan Dietze (42), der mit seiner Familie in der Neuen Straße lebt. Seine Frau hatte sich gerade mit dem elf Monate alten Sohn in einem Zimmer unter dem Dach aufgehalten, als eine rund 20 Meter hohe Linde, vom Gehweg auf das Einfamilienhaus krachte.
Ziegel zerbrachen, stürzten zu Boden. "Ich sah, wie der Baum auf das Haus zukam", so Dietze.
Es kam noch schlimmer: Zwei weitere Linden von der Straße fielen auf ihr Grundstück, zerstörten den Zaun, hinterließen Spuren an der Hausmauer. Das Dach wurde bereits notdürftig repariert.
Stefan Dietze ist nur froh, dass niemand verletzt wurde. Die Dietzes sind versichert. "Wir werden sehen, wie wir uns mit der Stadt einigen."
Wird die Versicherung den Schaden übernehmen?
Geschockt ist auch Sabine Domschke (71). Schwere Äste eines Ahorns zerstörten das Dach ihres Hauses von 1876. Sie brachte sich und ihren Vogel in Sicherheit, als die Äste fielen.
"Ein Ast steckte sogar im Vordach", erzählt die Rentnerin, die so etwas in dem Haus, das seit 50 Jahren im Besitz der Familie ist, "noch nie" erlebt hat.
Am Donnerstag beräumte eine Firma Dach und Garten. Vorerst wird eine Plane ihr Dach schützen.
"Mein schönes Haus liebe ich", sagt Sabine Domschke, die davon ausgeht, dass die Versicherung den Schaden übernimmt - wie 2002, als die Flut ihre Bleibe überschwemmte.
Beräumt wurde am Donnerstag auch noch an der Bertholdt-Haupt-Straße, an der reihenweise große Äste herabgestürzt waren und an der Stephanuskirche, wo ein Ahorn kippte, das Gotteshaus jedoch verschonte.
Beträchtliche Schäden im Pillnitzer Schlosspark: Blutbuche betroffen, Kamelie kam davon
Das Unwetter vom Mittwoch richtete immense Schäden im Schlosspark Pillnitz an. Über 60 Bäume beschädigte das Unwetter. Sieben Bäume müssen gefällt werden.
Wie durch ein Wunder überstand die berühmte Kamelie (1801) das Inferno unbeschadet.
Im elbseitigen Heckenquartier, im Lustgarten sowie im Englischen und Chinesischen Garten hatte der Sturm besonders getobt. "Die Gärtner waren erschüttert als sie das sahen", so Schlossleiterin Josefine Frank (36). Sofort begann das zehnköpfige Team mit den Aufräumarbeiten und den Baumkontrollen.
Betroffen ist auch die berühmte 128 Jahre alte Blutbuche am Rande des Lustgartens, deren Zwilling vor ein paar Jahren einging. Ein schwerer Ast eines Ahorns fiel auf den Baum und zerstörte zudem eine Sandsteinbank.
Mit einem Hubsteiger und per Kettensäge befreiten Baumpfleger am Donnerstag die Blutbuche. "Den Schaden an der Blutbuche können wir noch nicht einschätzen", so die Schlossleiterin.
Unwetter in Pillnitz und Kleinzschachwitz: Ein "Wunder", dass niemand verletzt wurde
Überhaupt ist nicht sicher, ob in Zukunft noch mehr der beschädigten Bäume gefällt werden müssen, weil sie empfänglich für Pilze werden können, die sich an ihren verletzten Stellen ansiedeln.
Dass niemand verletzt wurde, war ein "Wunder", wie Frank sagt, denn im Park waren Besucher gewesen.
Kathrin Gießner (59), die derzeit eine der Ferienwohnungen im Park bewohnt, hatte Glück: Sie war gerade nicht da, als das Unwetter tobte. "Wir waren geschockt, als wir zurückkamen."
Am heutigen Freitag werden zwei weitere Teams die Gärtner bei den Beräumungen unterstützen. Zum Gesamtschaden: "Die Bäume sind unersetzlich", so die Schlossleiterin.
Der Park ist vorerst noch geschlossen. Zum Wochenende sollen Lustgarten und Maillebahn wieder zugänglich sein.
Titelfoto: Fotomontage: Norbert Neumann//Norbert Neumann//Norbert Neumann