Dresden - Nach dem Krippenspiel der Kinder noch ein Bierchen trinken gehen, dazu eine leckere Gänsekeule verspeisen. So lautete der spontane Einfall von Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne), der am Sonntag mit Familie und Freunden im Schillergarten einkehrte. Doch aus der altehrwürdigen Gaststätte wurde der Beigeordnete prompt vom Chef vertrieben.
Merkwürdig, denn eigentlich herrscht dort friedliche Weihnachtsstimmung: Der Außenbereich ist geschmückt mit Kränzen und leuchtenden Kugeln, aus den Lautsprechern summt "Last Christmas" (Wham!).
Für Kühn und seine fünf Begleiter, darunter die Freundin und zwei fünfjährige Kinder, endete der Besuch jedoch äußerst unschön.
Die Getränke waren schon bestellt, als der Bürgermeister plötzlich von einem der Gastwirte scharf kritisiert wurde. "Da ging es um die vor drei Jahren weggefallenen Parkplätze unterhalb des Blauen Wunders, aber auch den Verkehrsversuch im April und eine nicht näher beschriebene Fahrradstraße in der Stadt", erinnerte sich Kühn im Telefonat mit TAG24.
Die Konsequenz dieser politischen Abrechnung: Der Überrumpelte musste mit der Gruppe das Dresdner Lokal verlassen. "Meine Freunde waren entsetzt", sagte Kühn, der auch im Sommer regelmäßig im Schillergarten zu Gast ist. Das wird zukünftig wohl nicht mehr so oft passieren.
Grünen-Politiker: "In was für einer Gesellschaft leben wir?"
Kühn nachdenklich: "In was für einer Gesellschaft leben wir, dass so etwas passieren kann?"
Zu Beleidigungen sei es aber nicht gekommen. "Er (der Wirt, Anmerkung d. Redaktion) war dabei höflich, wie wir alle natürlich", schrieb Kühns Freund Matthias Ahlhelm, der mit seiner Familie am selben Tisch saß, auf der Online-Plattform X.
Und auch die bereits servierten Getränke gingen aufs Haus. Die Geschäftsführung wollte sich bei einem TAG24-Besuch vor Ort allerdings nicht zu dem Vorfall äußern.
Im Netz stieß die Rausschmeiß-Aktion auf ein geteiltes Echo. Ein X-Nutzer unterstützte Kühn: "Danke für den Tipp, wo ich mein Geld nicht lassen werde, wenn ich in der Nähe bin."
Ein anderer konterte: "Richtig so, die Leute haben diese grüne Politik satt."