Ausländerrat besorgt: Notwendige Sozialarbeit mit Migranten am Limit
Dresden - Migrationssozialarbeit (MSA) in Dresden in Gefahr: Die aktuellen Verträge mit den vier freien Trägern (Ausländerrat, Caritas, SUFW und Afropa) der Migrationssozialarbeit decken den Bedarf nicht mehr. Zudem ist die weitere Förderung offen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Geflüchteten. Die Träger arbeiten ohne "Fahrplan" und bereits jetzt am Limit.
Für die Geflüchteten sind sie die Retter. Die Migrationssozialarbeiter helfen bei Fragen zu finanzieller Unterstützung, Wohnungssuche, Krisenbewältigung. "Was wir leisten ist, dass der soziale Frieden gehalten wird", fasst Ruth Schilling (36), Teamleiterin beim Ausländerrat, zusammen.
"Ich konnte kein Deutsch, kannte niemanden. Der Ausländerrat hat für alle meine Probleme eine Lösung gefunden", sagt Ibrahim (27), der vor 18 Monaten aus Syrien kam.
18 Vollzeitstellen waren 2023 im Ausländerrat finanziert (Förderhöhe: 1,14 Millionen Euro). Für 2024 sind nur noch 15 Vollzeitstellen vorgesehen (Förderung: eine knappe Million Euro).
Der Grund: "Die Stadt ging davon aus, dass der Zustrom der Geflüchteten 2024 geringer sein würde", so Albrecht von der Lieth (44), Regionalkoordinator im Ausländerrat.
Stadt Dresden rechnet mit etwa 2200 weiteren Asylbewerbern
Bis Ende August 2023 lebten 4048 Geflüchtete in städtischen Unterkünften. Derzeit rechnet die Stadt mit etwa 2200 weiteren Asylbewerbern, die von der Landesdirektion Sachsen zugewiesen werden.
Dabei kommen jetzt bereits auf eine Stelle 140 Geflüchtete, die zu beraten sind. Die Folge ist Priorisierung. Im Klartext: "Wir können nicht mehr alle zu allen Themen beraten", so Ruth Schilling.
Zusätzlich kommt hinzu, dass durch mangelnden Wohnraum Zuweisungen von Geflüchteten nach Dresden verschoben werden. In der Asylbewerber-Unterkunft am Sachsenplatz, die dem Ausländerrat zugeordnet ist, werden 65 Geflüchtete erwartet.
Die Unterstützung wurde zwar mittlerweile für das erste Quartal "bedarfsbezogen angepasst", wie die Stadt mitteilt. Doch wird der Stadtrat erst im Februar über einen Mehrbedarfsantrag entscheiden, an dem die Stadt derzeit bastelt.
Stadträte wollen, dass in Migrationsarbeit investiert wird
Erst danach können Vertragsgespräche zur "Bemessung der Migrationssozialarbeit" mit den Trägern geführt werden. Ergebnis offen: "Wir bereiten uns auf beide Szenarien vor", so Ausländerrat-Geschäftsführer Christian Schäfer-Hock (40).
Stadträtin Tina Siebeneicher (40, Grüne) betont: "Wir brauchen eine gut ausgestaltete Migrationsarbeit. Daran sollte man nicht sparen." Auch der SPD-Stadtrat Magnus Hecht (51) warnt: "Die Stadt muss investieren."
Titelfoto: Thomas Türpe