Alt wie ein Baum! Das sind Dresdens coolste "Bewohner"

Dresden - Wenn Bäume erzählen könnten ... Dresdens älteste "Bewohner" trotzen teils schon seit Jahrhunderten allen Krisen, überstanden etwa Napoleons Schlacht um Dresden (1813) oder auch den Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg. 79 besondere Exemplare hat das Rathaus unter besonderen Schutz gestellt, um sie zu erhalten.

Überstand schlimme Brände und Kriege: Hoffentlich werden sich noch viele Generationen an dem Wunder der Natur erfreuen können.
Überstand schlimme Brände und Kriege: Hoffentlich werden sich noch viele Generationen an dem Wunder der Natur erfreuen können.  © Petra Hornig

Allein im öffentlichen Raum (ohne die Heide) stehen aktuell über 55.300 Bäume an Straßen, gut 20.700 in städtischen Parks und 3434 auf kommunalen Spielplätzen.

867 Straßenbäume wurden im vergangenen Jahr gefällt, 830 neu gepflanzt.

"Beim Spaziergang auf einen alten Baumriesen zu stoßen, ist ein ganz besonderes Erlebnis", sagt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (58, Grüne).

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"Besonders große und schöne Bäume stellen einzigartige Naturschöpfungen und historische Zeitzeugen dar. Sie sind auch Hotspots der Biodiversität und Lebensraum von Vögeln, Insekten und anderen Tieren, Pilzen, Flechten und Moosen."

Das Rathaus stellt insbesondere Bäume als Naturdenkmal unter Schutz, wenn diese mindestens einen Stammumfang von vier Metern und damit ein ungefähres Alter von 160 Jahren aufweisen, eine herausgehobene straßen- und gebietsprägende Wirkung entfalten - so wie diese Prachtbäume ...

Stamm-Umfang von 6,53 Metern

Gepflanzt vor über 100 Jahren, als das Wohnquartier angelegt wurde: Dresdens größte Säulen-Pappel steht an der Birkenhainer Straße in Cotta.
Gepflanzt vor über 100 Jahren, als das Wohnquartier angelegt wurde: Dresdens größte Säulen-Pappel steht an der Birkenhainer Straße in Cotta.  © Holm Helis

Dresdens größte Säulen-Pappel (wächst pyramidenförmig) steht an der Birkenhainer Straße in Cotta.

Stolze 6,53 Meter misst ihr Stamm-Umfang, sie wurde wie viele ihrer Artgenossen beim Bau neuer Wohnviertel gepflanzt, ist über 100 Jahre alt.

"Viele solcher Pappeln sind aber schon aus dem Stadtbild verschwunden. Sie werden nicht ewig alt und auch nicht mehr so oft neu gepflanzt, da sie viel Raum benötigen", erklärt Bastien Eifler (37), Gehölzschützer beim Umweltamt. "Das Exemplar hier ist im Rentenalter, aber noch in gutem Zustand."

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Dennoch ist der rund 30 Meter hohe Baum pflegeintensiv, bildet im Kronenbereich schnell Totholz aus. Anwohner berichten von wiederholten Schäden an parkenden Autos, insbesondere bei Stürmen.

"Ich kenne den Baum seit 50 Jahren. Im Herbst haben wir Dutzende Säcke Laub eingesammelt", sagt Brigitte Wolf (81) aus der Nachbarschaft. Wurzeln drücken unterirdisch zudem den Gehweg nach oben. "Konflikte bleiben nicht aus", sagt Eifler. Experten würden den Zustand des Baumes regelmäßig kontrollieren, Pflege-Arbeiten gebe es einmal jährlich.

Zerr-Eiche war anfangs ein Exot

Diese Zerr-Eiche am Trinitatisplatz wurde im Februar zum Naturdenkmal gekürt und damit unter besonderen Schutz gestellt.
Diese Zerr-Eiche am Trinitatisplatz wurde im Februar zum Naturdenkmal gekürt und damit unter besonderen Schutz gestellt.  © Petra Hornig

Die Zerr-Eiche an der Trinitatiskirche ist Dresdens jüngstes Naturdenkmal. Vor 129 Jahren wurde sie am aktuellen Standort in die Erde gesetzt.

Zum Pflanzzeitpunkt 1895 war die Baumart ein nördlich der Alpen sehr selten gepflanztes Gehölz.

Deshalb sei es laut Rathaus naheliegend, dass die Zerr-Eiche in der damaligen Stadtgärtnerei am Tatzberg/Ecke Fürstenstraße (heute Fetscherstraße) herangezogen, akklimatisiert und dann als experimentelle Pflanzung in der damals neuen Grünanlage am Trinitatisplatz gesetzt wurde.

Seitdem hat sie sich gut entwickelt, extrem kalte Winter überstanden.

Von den schweren Bombenangriffen 1945 sind kaum Schäden zurückgeblieben und auch vom Brennholzhunger der Nachkriegsjahre blieb der Prachtbaum verschont.

Kaditzer Linde ist der Methusalem

Dresdens ältester Baum ist die Kaditzer Linde, um die 800 Jahre alt.
Dresdens ältester Baum ist die Kaditzer Linde, um die 800 Jahre alt.  © Petra Hornig

Zu den ältesten Bäumen der Republik gehört die Kaditzer Linde auf dem Emmauskirchhof.

1000 Jahre allerdings, wie ihr oft angedichtet wird, ist Dresdens ältester Baum wohl (noch) nicht alt. Realistischer sind gemäß Experten acht Jahrhunderte.

Laut Kirche wird vermutet, dass sie von den sorbischen Siedlern oder bei der Erbauung der damaligen Kapelle gepflanzt worden war.

Die Sommerlinde überstand mehrere Feuer, darunter einen verheerenden Brand in Kaditz im Jahr 1818, bei dem auch das Pfarrhaus zerstört wurde.

Die Linde soll dabei wie ein Schutzwall die Kirche geschützt haben, brannte selbst aber auf einer Seite vollständig ab. Wie durch ein Wunder überlebte die Linde auch mit ausgehöhltem Stamm, bildete neue stamm-artige Innenwurzeln, trieb weiter aus.

Auch mit der Trockenheit kommt sie klar. Gestützt auch von Stahlseilen werden sich hoffentlich noch viele Generationen an der knorrigen Linde erfreuen können.

Babisnauer Pappel hat 'nen Nachfolger

Die Babisnauer Pappel (rechts) schrumpft, ist schon kleiner als die benachbarte Eiche. Ganz rechts ist bereits der 2006 gepflanzte "Nachfolger" des Wahrzeichens zu sehen.
Die Babisnauer Pappel (rechts) schrumpft, ist schon kleiner als die benachbarte Eiche. Ganz rechts ist bereits der 2006 gepflanzte "Nachfolger" des Wahrzeichens zu sehen.  © Petra Hornig

Die Babisnauer Pappel ist einer der bekanntesten Bäume im Freistaat, thront auf einer Hochfläche in Babisnau (Ortsteil von Kreischa) vor den Toren Dresdens.

Seit Generationen ist sie ein beliebtes Wanderziel und Aussichtspunkt.

Die Schwarzpappel (mehr als fünf Meter Stamm-Umfang, 17 Meter Höhe) ist schon 216 Jahre alt (1808 gepflanzt), damit ein besonderer "Methusalem", da ihre Art meist nur in Flussnähe 150 Jahre oder älter erreicht.

Allerdings nehmen die Blessuren in den letzten Jahren zu. "Hauptäste in der Krone trocknen aus, sie musste letztes Jahr weiter gekürzt werden, schrumpft also", sagt Steffen Ruhtz (71) vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz, der sich mit um den Baum kümmert.

Die benachbarte Eiche (134 Jahre alt) ist mittlerweile größer. 2006 wurde aus einem Steckling der Babisnauer Pappel ein "Nachfolger" gepflanzt, der jetzt neben ihr wächst und gedeiht.

Titelfoto: Petra Hornig

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