80 Jahre Bomben-Gedenken: Deutlich mehr Neonazis in Dresden - auch Szene-Urgesteine dabei

Dresden - Nicht nur kurz davor, sondern über Monate hatten Neonazis diesmal mit dem konkreten Datum mobilisiert. Nicht ohne Erfolg: Knapp 3000 Rechtsextremisten aus der ganzen Bundesrepublik, teilweise auch aus dem Ausland kamen nach Dresden. Ohne Protest blieb das nicht.

Rund 3000 Personen konnte die Neonazi-Szene nach Dresden mobilisieren.
Rund 3000 Personen konnte die Neonazi-Szene nach Dresden mobilisieren.  © Sebastian Kahnert/dpa

Die vergangenen Jahre schaffte es die Neonazi-Szene immer nur rund 1000 Teilnehmer zu mobilisieren, dieses Jahr sollte es wegen des runden Jahrestages anders werden.

In der Szene war von einer Pflichtveranstaltung die Rede und so fanden sich auch Szene-Urgesteine, wie Christian Worch (68) unter den Teilnehmern oder Nikolai "Volkslehrer" Nerling (44), der sich eigentlich aus der Öffentlichkeit zurückziehen wollte.

Unterstützt wurde die Neonazi-Demo diesmal auch von Ex-Querdenken-Kopf Marcus Fuchs (41). Kurz nach 12 Uhr trafen rund 200 Teilnehmer am Bahnhof Mitte ein, bis zur Eröffnung der Kundgebung wuchs die Menge merklich an.

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Erst ab 14.19 Uhr ging es mit Redebeiträgen los: Organisator Lutz Giesen (50) warf der Geschichtsschreibung Lügen vor, auch Neonazi-Urgestein Edda Schmidt (76) verlas einen Artikel der späteren RAF-Terroristin Ulrike Meinhof (†41), in dem von mehr als den durch Fachleute erforschten 25.000 Toten die Rede war.

Ermittlungen gegen fünf Männer aus Gegendemo

Auf der Freiberger Straße musste die Polizei linke Gegendemonstranten zurückdrängen.
Auf der Freiberger Straße musste die Polizei linke Gegendemonstranten zurückdrängen.  © TAG24

Darüber, wie weit man bei der Opferzahl übertreiben soll, war man sich in der Demo allerdings uneinig: War auf manchen Plakaten von 200.000 Opfern die Rede, waren andere von 500.000 überzeugt.

Grußworte wurden von Gesinnungsgenossen aus Tschechien und Ungarn verlesen.

Währenddessen wurde es beim Protest gegen den Aufmarsch hektisch: Schon am Vormittag hatten Antifaschisten die Ostra-Allee und die Freiberger Straße blockiert. Die Polizei räumte teils rabiat, Blockierer wiederum versuchten Polizeiketten zu durchbrechen.

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Die Polizei wiederum verhinderte das mit Pfefferspray. Gegen fünf Männer (21, 21, 34, 39, 46) wird wegen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte ermittelt: "Die Deutschen traten nach Polizisten oder warfen mit Dosen auf Einsatzkräfte", so Polizeisprecher Marko Laske (50).

Mehrere Verstöße bei Abschlusskundgebung

Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.  © Holm Helis
Im Rahmen der Abschlusskundgebung am Bahnhof Mitte nahmen die Beamten insgesamt 39 Verstöße auf.
Im Rahmen der Abschlusskundgebung am Bahnhof Mitte nahmen die Beamten insgesamt 39 Verstöße auf.  © Eric Hofmann

Als die Neonazis ihren Aufzug gegen 15.18 Uhr starteten, waren keine Blockaden mehr auf der Strecke. In Nebenstraßen gab es jedoch Rennereien zwischen Polizisten und Protestierern.

Der Demozug lief über Maxstraße und Ostra-Allee, traf dann vor dem Postplatz auf eine größere Gegenkundgebung und bog in die Hertha-Lindner-Straße ein. Auch dort schallte ihnen an jeder Kreuzung Protest entgegen.

Als sie an der Freiberger Straße ankamen, flogen auch Schneebälle. Zu tätlichen Auseinandersetzungen kam es jedoch nicht. Die Demonstration zog hinter der Bahnstrecke wieder zum Bahnhof Mitte und hielt dort ihre Abschlusskundgebung.

Bei diesen Demonstranten stellte die Polizei 39 Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, das Waffengesetz sowie die Allgemeinverordnung der Landeshauptstadt Dresden fest: "Unter anderem hatten Teilnehmer Protektorenhandschuhe, Einhandmesser, Schlagringe und Pfefferspray dabei oder trugen Springerstiefel", so Polizeisprecher Laske. "Weitere Männer zeigten verbotene Zeichen auf ihrer Kleidung oder hatten diese sichtbar tätowiert."

Kurz vor 18 Uhr wurde die Versammlung beendet.

Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa

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