Lockdown zehrt an Nerven und Reserven! Sachsens Betriebe leiden, doch die Pleitewelle bleibt noch aus
Desden - Jede Hoffnung, dass in den nächsten Wochen weitere Lockerungen möglich sind, scheint vorerst zunichte. Vielmehr droht wegen steigender 7-Tage-Inzidenzen ein neuerlicher Lockdown. Können die Unternehmen im Freistaat das noch verkraften? Und wie viele mussten bereits die Segel streichen?
"Die Antwort wird Sie vermutlich überraschen", sagt Lars Fiehler, Sprecher der IHK Dresden. So lagen im Einzugsgebiet die Gewerbeaufgaben im dritten und vierten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahr deutlich niedriger, teilweise bis zu 30 Prozent.
"Hier haben die diversen staatlichen Hilfen im positiven Sinne ihre Spuren hinterlassen, andererseits dürfte aber auch die Tatsache eine Rolle spielen, dass der Gesetzgeber die Insolvenzanzeigepflicht nach wie vor ausgesetzt hat", merkt er an.
Auch bei der Handwerkskammer Dresden seien bisher nur vereinzelt Meldungen von coronabedingten Betriebsaufgaben eingegangen. Vermutlich weil es keine Pflicht zur Angabe von Gründen bei der Gewerbeabmeldung gibt - und die Unternehmer findig sind.
"Die Betriebsberater der Handwerkskammer Dresden verzeichnen derzeit ein gesteigertes Interesse an Gründungen, speziell als Schaffung eines zweiten Standbeines", erklärt Sprecherin Carolin Schneider.
Immerhin hätten einer repräsentativen Online-Umfrage zufolge 92 Prozent der befragten Betriebe mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen.
Einzelhandel von November- und Dezemberhilfen ausgeschlossen
Nicht besser sieht es im Nicht-Lebensmittelhandel aus. 30 bis 50 Prozent, je nach Branche, sehen ihre unternehmerische Existenz im Laufe des Jahres bedroht, wenn keine weiteren Hilfen fließen.
Problem: Der Einzelhandel wurde von den November- und Dezemberhilfen ausgeschlossen, der 75 Prozent des ausgefallenen Umsatzes ausgleicht.
Sie können stattdessen nur die Überbrückungshilfe III beantragen. Dabei werden je nach Höhe des Umsatzeinbruches 40, 60 oder 90 Prozent der Fixkosten erstattet.
"Man bleibt also jeden Monat auf Kosten sitzen, macht Schulden und dann muss man ja von irgendwas auch noch seinen Lebensunterhalt bezahlen", moniert auch Axel Klein, Geschäftsführer der DEHOGA Sachsen.
Und weiter: "Wenn das über Monate geht, wie sollen die Unternehmen das machen?"
So sei die Situation im Hotel- und Gastronomiegewerbe katastrophal. Klein fordert: "Es kann nicht sein, dass Hunderte Flieger nach Malle starten, aber Deutschland bleibt geschlossen." Und da sind sich alle einig: Die Impfungen müssen schneller vorankommen.
Titelfoto: Montage: Norbert Neumann, Steffen Füssel