"ZERV"-Schauspielerin Henriette Hölzel: "Ost-West-Geschichten müssen ein Thema bleiben"

Dresden/Berlin - Wendegeschichten wurden bereits viele erzählt. Zunehmend gerät jetzt die "wilde" Nachwendezeit in den Blick von Film- und Fernsehproduktionen. Die Mini-Serie "ZERV - Zeit der Abrechnung" widmet sich der Ermittlung krimineller Ost-West-Seilschaften.

Ist nach einem Attentat auf den Rollstuhl angewiesen: Henriette Hölzel (28) als Kommissarin Frauke Beckmann in der Mini-Serie "ZERV - Zeit der Abrechnung".
Ist nach einem Attentat auf den Rollstuhl angewiesen: Henriette Hölzel (28) als Kommissarin Frauke Beckmann in der Mini-Serie "ZERV - Zeit der Abrechnung".  © ARD/Merav Maroody

Seit einer Woche in der ARD-Mediathek gezeigt, startet Dienstag die lineare TV-Ausstrahlung der MDR-Koproduktion. Teil der namhaften Besetzung: Henriette Hölzel (28) vom Dresdner Staatsschauspiel.

1991 wurde die Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungs-Kriminalität, kurz ZERV, gegründet. Eine Polizeibehörde mit personeller West-Schlagseite. Die Serie "ZERV" erzählt das mit klassischem Kniff: Man spannt ein Duo wie Feuer und Wasser zusammen.

Volksbühnen-Star Fabian Hinrichs (48), in Filmrollen meist nicht für liebenswerte Charaktere bekannt, gibt den westdeutschen Polizisten Peter Simon als Besser-Wessi mit klobigem Angeber-Funktelefon. Ihm muss die patente Ost-Kollegin Karo Schubert (Nadja Uhl, 49, mit Dauerwellen-Frisur und Stonewashed-Jeans-Outfit) die Stirn bieten.

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Auch dabei: Rainer Bock (67), Thorsten Merten (58) und Fritzi Haberlandt (46). Die Serie spielt lustvoll mit Klischees, erzählt aber spannend und ernsthaft von Missverständnissen und der langsamen Überwindung von Vorurteilen im wiedervereinigten Land.

Diese Rolle spielt Henriette Hölzel

Spüren Waffenschiebereien nach (v.l.): Simon (Fabian Hinrichs, 48), Schubert (Nadja Uhl, 49) und Beckmann. Rechts: Valentin Kleinschmidt (21).
Spüren Waffenschiebereien nach (v.l.): Simon (Fabian Hinrichs, 48), Schubert (Nadja Uhl, 49) und Beckmann. Rechts: Valentin Kleinschmidt (21).  © ARD/Merav Maroody

Regie der sechs 45-minütigen Episoden führte Dustin Loose (35). In dessen Dresdner Kindermord-"Tatort: Déjà-vu" (2018) hatte Henriette Hölzel bereits eine kleine Rolle. In "ZERV" gibt er ihr größeren Raum als Frauke Beckmann, Jung-Kommissarin mit flippigen Klamotten und flotten Sprüchen.

Trotz der unfreiwilligen Corona-Pause mussten die Dreharbeiten mit dem Theater "kompromissbereit" abgestimmt werden, sagt sie. "Trotz Schließung wurde ja schließlich fast durchgängig geprobt."

Hölzel spielt als Beckmann die rechte Hand des arroganten West-Kommissars. Hätte sie als gebürtige Radebeulerin nicht lieber eine Ost-Figur gereizt, obwohl sie die Nachwendezeit nicht direkt erlebt hat? Hölzel zur TAG24: "Ehrlich gesagt fand ich es spannender, eine Figur zu spielen, die von meiner eigenen persönlichen Geschichte vermeintlich weiter entfernt zu sein scheint."

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Wenn man aber offen und neugierig bleibe, fielen beim näheren Hinsehen dann doch wertvolle Gemeinsamkeiten auf. Hölzel: "Daher sollte die Auseinandersetzung mit der Ost-West-Thematik unbedingt auch ein Thema meiner Generation sein und bleiben."

Anspruchsvolle Aufgabe für Henriette Hölzel

Schwärmt Kommissarin Beckmann anfangs von durchtanzten Nächten im illegalen Berliner Techno-Underground, sitzt sie nach einem Sprengstoffattentat bald im Rollstuhl. Eine besondere Herausforderung für die Schauspielerin, die in Staatsschauspiel-Produktionen wie "Ich fühl's nicht" oder "Ab Jetzt" als eher körperbetonte Komödiantin zu erleben ist?

Hölzel: "Ich würde es eher als spielerische Chance für die Entdeckung einer neuen, mir ganz ungewohnten Körperlichkeit beschreiben. Das war anspruchsvoll, aber auch spannend."

Zu sehen von Dienstag bis Donnerstag mit täglich zwei Folgen ab 20.15 Uhr im Ersten.

Titelfoto: ARD/Merav Maroody

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