Auch der Multi-Unternehmer verzockte sich mal: Warum Wolle plötzlich auf 35.000 D-Mark Schulden saß
Dresden - Vom Verlierer der Wende zum Gewinner der Einheit - unter diesem Motto könnte Multi-Unternehmer Wolle Förster (69) einen Roman schreiben. Tut er nicht. Doch er spricht sich aus - im Podcast SAXessONY.
Dramaturgisch fehlt es weder an Höhen noch Tiefen in Wolles Biografie. In der DDR legte er als Berufsdiskotheker in Kulturhäusern wie auf Feiern der SED-Bonzen auf - mit Videorekorder, Kameras und Kassetten aus dem Westen.
"Als Diskotheker verdiente ich damals schnell am Abend 1000 DDR-Mark. Davon ließ ich mir von einem Ungarn das Neueste von Panasonic, Toshiba oder JVC mitbringen - zum Umtauschkurs von 1:8. Und ich verkaufte einiges auch weiter", erzählt Wolle.
Doch sein Nachbar verpfiff ihn - Förster wurde 1986 wegen "mehrfacher Hehlerei und ungenehmigter Devisenwertumläufe" zu drei Jahren Knast verurteilt. 18 Monate saß er ab.
Total verrückt: Danach bekam er von der Jugendorganisation FDJ einen Kredit für seine Videodisko über 70.000 DDR-Mark.
Wolle kann über die Geschichte nur noch schmunzeln
"Davon habe ich zehn Farbfernseher gekauft - kurz vor der Wende", so Wolle. "Der Kredit wurde 1:2 umgestellt - so hatte ich nach der Wende 35.000 DM Schulden und zehn wertlose DDR-Farbfernseher ..."
Darüber kann Wolle heute angesichts seines Unternehmens, das vom Spielautomatenbetrieb bis zum Sushi-Lokal breit aufgestellt ist, schmunzeln.
"In 35 Jahren habe ich über 30 Millionen Euro an Gewerbe-, Vergnügungs-, Umsatz-, Körperschafts- und Einkommensteuer gezahlt."
Fast eine halbe Million Gäste amüsierten sich bis heute in seiner Nachtbar "Klax", er hat rund 1300 Spielautomaten in dreieinhalb Jahrzehnten aufgestellt, weit über 200 Tonnen Reis in seinen Sushi-Lokalen gekocht.
Titelfoto: Thomas Türpe