Wird das der letzte Geburtstag für die Neustadt-Kultkneipe? Im Pawlow geht seit 20 Jahren der Punk ab

Dresden - 20 Jahre Punk: Kult-Kneipe Pawlow an der Görlitzer/Ecke Sebnitzer Straße feiert am letzten Juniwochenende runden Geburtstag.

Horst "Scheißegal" J. (49) mit seinem Lieblingsbier am Arbeitsplatz.
Horst "Scheißegal" J. (49) mit seinem Lieblingsbier am Arbeitsplatz.  © Eric Münch

Mit TAG24 schwelgten Betreiber Horst "Scheißegal" J. (49) und Karl "Günni" Schmidt (63) in zwei Dekaden Punkrock-, Bier- und Krisen-Erinnerungen. Womöglich zum letzten Mal.

"Es war 2004", erinnert sich Günni, "da hieß es entweder Hartz IV oder was auf die Reihe kriegen!" Günni bekam damals den "Merkwürden"-Verein auf die Reihe, eine Art Anlaufpunkt der Szene in den 90ern. Fester Schlafgast: Horschtl.

Das Pawlow, zuvor Copyshop und Fleischerei, stand leer. "Hier sah's aus wie nach'm Atomschlag", so Horschtl.

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Er überredete den angehenden Klavierbauer Günni, Kneiper zu werden. Handwerker kennt man in der Szene gut. Nur ihre echten Namen nicht. "Möhre", "Waldi" und "Bauwagen" bauten Wände, legten Kabel, mauerten den Tresen.

An der Ecke Görlitzer/Sebnitzer Straße steht die Kult-Kneipe.
An der Ecke Görlitzer/Sebnitzer Straße steht die Kult-Kneipe.  © Eric Münch
Die urige Eckkneipe lässt Punker-Herzen höher schlagen.
Die urige Eckkneipe lässt Punker-Herzen höher schlagen.  © Eric Münch

Das Pawlow hatte immer wieder mit Problemen zu kämpfen

Wo früher Konzerte stattfanden, können Nachwuchsbands heute kostenlos proben, sagt Karl "Günni" Schmidt (63).
Wo früher Konzerte stattfanden, können Nachwuchsbands heute kostenlos proben, sagt Karl "Günni" Schmidt (63).  © Eric Münch

Die ersten Jahre bestanden aus Konzerten und Bier. Mittwochs gab's Fassbier "im Prinzip für umsonst", so Horst.

Doch dann "fing das mit den Yuppies an", sagt Günni. Wegen Ruhestörung verbot das Ordnungsamt die Konzerte, zudem standen Tiefenprüfungen an.

"Die Rebellion endet, wenn man 20 000 Euro nachzahlen muss", räumt Günni ein.

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2007 kam das Rauchverbot. Um weiter drinnen quarzen zu können, gaben sie den Keller-Tresen auf. Und dann kam Corona. Rücklagen verpufften, ihr Vermieter verzichtete auf die Miete. Trotzdem waren schon bald die Privatkonten leer. "Du fängst von vorne an", so Günni, "und da stehen wir noch heute."

Trotzdem: Der Geburtstag wird vom 28. bis 30. Juni groß gefeiert. Live-Musik jeweils ab 16 Uhr, "Bauwagen" grillt vor der Tür. Am Sonntag ertönt nur "Kassettenmusik", dafür gibt's Frühschoppen.

Ob es der letzte Geburtstag wird, verraten die zwei (noch) nicht. Ohnehin lohnt es sich, am bunten Tresen Geschichten auszutauschen. Wer weiß, wie lange der noch steht.

Titelfoto: Eric Münch

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