"Wir weinen nur noch": So leben Russen in Dresden mit der Situation in der Ukraine
Dresden - Druschba! Jahrelang lebten sie hier wie unter Freunden. Mittlerweile fühlen sich viele Russen in Dresden allerdings unter Generalverdacht gestellt. Nach TAG24-Informationen wurden bereits mehrere russische Geschäfte Ziel von Anfeindungen, darunter ein Markt in Gorbitz.
Nur wenige sind bereit, über die Erfahrungen der letzten Tage zu sprechen. Dmitri Jampolski (74) betreibt das "Karussell" in der Neustadt und bietet Spezialitäten der russischen Küche an, Pelmeni oder Borschtsch.
Der aus St. Petersburg stammende Dresdner sagt: "Der Krieg ist das Schlimmste, was Europa passieren konnte."
Er selbst hat viele Bekannte in der Ukraine, in Charkow, Kiew oder Poltawa. "Die Verbindungen gehen weit bis in Sowjetzeiten zurück. Wir haben damals im Sommer zusammen Urlaub auf der Krim gemacht."
Für Jampolski ist es nicht das russische Volk, das die Ukraine angreift, sondern der Diktator im Kreml: Wladimir Putin (69).
"In diesem Krieg gibt es keine Sieger"
"Ich beobachte mit großem Bedauern, wie junge Männer aus meinem Bekanntenkreis zur Armee eingezogen werden." Opfer von Anfeindungen wurde er noch nicht - im Gegenteil: "Viele Deutsche kommen zu mir in den Laden und fragen mich neugierig nach meiner Sichtweise."
Mit Schwierigkeiten hat hingegen Nadia Banket (50) zu kämpfen. Die in Kasachstan geborene Unternehmerin (russische und ukrainische Wurzeln) betrachtet die Geschehnisse mit großer Besorgnis: "Wir weinen nur noch. Es ist eine Katastrophe."
Für ihr Reiseunternehmen "Russland Service Center" (in der Schweriner Straße), das auch Ferienwohnungen anbietet, gab es schon Stornierungen. Ihre in Brünn (Tschechien) lebende Nichte werde tagtäglich Opfer von Aggressionen.
Verwandte in Russland, die den Krieg nicht befürworten, hätten durch die westlichen Sanktionen fast alles verloren. "In diesem Krieg gibt es keine Sieger - zumindest nicht in Europa."
Titelfoto: Steffen Füssel (2)