Wenn Maschinen Musik machen: Die Dresdner Sinfoniker und ihr Roboter-Konzert
Dresden - Die Stars des Abends waren Roboter: drei dirigierende Arme und ein überraschend niedlicher Hund, der ein wahrer Tänzer ist. "Roboter.Sinfonie", so ist das neue Projekt der Dresdner Sinfoniker überschrieben, das am Samstag und Sonntag im Festspielhaus Hellerau, moderiert vom Komponisten Andreas Gundlach (49), zwei imponierende Aufführungen erlebte.
Die Dresdner Sinfoniker feiern 25-jähriges Jubiläum. Das Orchester unter Leitung seines Intendanten Markus Rindt (56) ist eine Truppe, die sich das Ungewöhnliche, Zeitgenössische, Experimentelle zur Aufgabe gemacht hat.
In Zusammenarbeit mit dem Centre for Tactile Internet with Human-in-the-Loop (CeTI) der TU Dresden und von diesem entwickelt und gebaut, entstanden drei Roboterarme, die das Orchester, bei unterschiedlichen Rhythmen, in digitaler Genauigkeit dirigierten.
Ein langer Proben- und technischer Anpassungsprozess war nötig, bis der körperlose digitale Kapellmeister und sein analoges menschliches Gegenüber so nahezu perfekt aufeinander abgestimmt waren, wie bei den Konzerten zu erleben.
Das Bewegungsprofil des zu diesem Zweck zum Dirigenten beförderten Markus Rindt (der eigentlich Hornist ist) - die Roboterarme mit mehreren Gelenken enorm beweglich - war der Maschine einprogrammiert, um dem humanen Vorbild motorisch nahe zu sein.
Roboter-Konzert war das Highlight des Abends
Das Roboter-Konzert war das zentrale Highlight des Abends, dessen erste Hälfte von einem Dirigenten aus Fleisch und Blut, Magnus Loddgard (45), geleitet wurde. Auf dem Programm zeitgenössische Kompositionen von Markus Lehmann-Horn ("f..A..lling. l..l..nes. (better say human)", Konstantin Gourzi ("Voyager 2") und Wieland Reissmann ("Colours of Seikilos").
Reissmann steuerte nach der Pause eine von zwei Uraufführungen der Roboter-Sinfonie bei, "#kreuznoten". Die andere, das in Achteltakten entworfene "Semiconductor's Masterpiece", stammt von Andreas Gundlach.
Zwischendurch war als Film über Großbildleinwand eine von Norbert Kegel geschaffene Choreografie zu bestaunen, die zur Musik von John Williams Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Dresden-Johannstadt zusammen mit dem Roboterhund Spot tanzen ließ - der am Ende live eine Zusatzvorstellung gab.
Mensch und Maschine: Der dirigierende Roboter soll den Menschen nicht ersetzen, sagte Moderator Andreas Gundlach, weshalb in den Veröffentlichungen zum Konzert von einem "kollaborativen Roboter" die Rede ist.
Er habe bei dieser Arbeit einmal mehr gelernt, "was für ein wunderbares Geschöpf der Mensch ist", so Gundlach.
Ersetzen, zeigt das Experiment, wird der Roboter den menschlichen Kapellmeister tatsächlich nicht, da er nicht, wie der Mensch, über Intuition und Spontaneität verfügt. Viel mehr als Taktschlagen kann der digitale Kollege - von in diesem Fall: Magnus Loddgard - eben nicht. Bis auf Weiteres, sollte man hinzufügen.
Wer weiß schon, was Elektronik und Künstliche Intelligenz in zwanzig Jahren zu leisten imstande sein werden und wie sich unser Blick aufs Technische dabei ändert. Oder schon geändert hat: So ein Roboterhund wie Spot ist - ja, wirklich! - ziemlich süß.
Titelfoto: David Sünderhauf