Warum sich dieses Gemälde jetzt Dresden und Hannover teilen
Dresden - Kokoschka kehrt zurück ins Albertinum. Diese Aussage betrifft das Gemälde "Sommer I" von 1922, das eine an den Alten Meistern orientierte dahingegossene Schönheit zeigt, und bedeutet Verschiedenes.

Das Gemälde kehrt zurück, denn es war schon einmal da: Zwischen 1995 und 2023 zierte es die Dauerausstellung im Albertinum als Dauerleihgabe aus Privatbesitz.
Nach Veränderung in der dortigen Erbenkonstellation wurde das Bild aus Dresden zurückgezogen, um es bei Christie's in London versteigern zu lassen.
Um die Auktion zu verhindern und das Bild im Museum zu halten, taten sich die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) mit dem Sprengel Museum Hannover und diversen Kunststiftungen (Kulturstiftung der Länder, Ernst von Siemens Kunststiftung, Fritz Behrens Stiftung) zusammen, um die Eigentümer zum Verkauf zu bewegen. Der Plan ging auf.
Das Gemälde kehrt zurück, hat aber künftig zwei Besitzer: Weil der Ankauf teuer war, konnten SKD (Freistaat Sachsen) und Sprengel Museum (Niedersächsische Landesregierung) nur gemeinsam kaufen.
Das Gemälde gehört nun zu beiden Sammlungen und wird im Vierjahresrhythmus wechselnd ausgestellt. Bis 2029 ist "Sommer I" im Albertinum zu sehen.
Über den Ankaufspreis schweigen sich die Museen wie die Stiftungsvertreter aus. Mit dem Ankauf sei das Bild dem Markt entzogen und habe fortan keinen Preis mehr, so Sprengel-Direktor Reinhard Spieler.
Wer sich damit nicht zufriedengeben möchte, mag den Auktions-Schätzpreis bei Christie's zurate ziehen - der lag bei 1 bis 1,5 Millionen Britischen Pfund (1.199.220 bis 1.798.830 Euro).
Marion Ackermanns letzte Handlung in Dresden

Kokoschka kehrt zurück nach Dresden: Die Dresdner Sammlung verfügte bis 1937 über sechs Gemälde des Malers, der zwischen 1919 und 1926 Professor an der Dresdner Kunstakademie war.
Von den Nazis als "entartet" gebrandmarkt und aussortiert, gehört heute keines der sechs Bilder mehr zur Dresdner Sammlung, stattdessen nunmehr drei andere: ein Selbstbildnis von 1922/23 als Leihgabe, das 2014 erworbene Bildnis der Gitta Wallerstein (1921) sowie nunmehr "Sommer I".
"Mit dem aktuellen Ankauf werden gleich drei Museen und ihre Besucher*innen reicher, die Gemäldegalerie Alte Meister mit einem Bild, das untrennbar mit ihrer Geschichte verbunden ist, das Albertinum und das Sprengel Museum mit einem herausragenden Werk der Klassischen Moderne", sagt SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann (60), die mit diesem Ankaufserfolg ihren Ausstand in Dresden gibt.
Ackermann wechselt als Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) nach Berlin.
Titelfoto: Norbert Neumann