Vorverkauf gestartet: Hellerau tanzt gegen finanzielle Sorgen an!
Dresden - Mehr Tanz denn je: In der kommenden Spielzeit bleibt das Europäische Zentrum der Künste Hellerau seinem Markenkern so treu wie nie, Tanz dominiert. Doch ist das Programm auch den Sparzwängen des klammen Haushalts der Landeshauptstadt abgerungen. Für die neue Saison werden erstmals seit 2018 die Ticketpreise erhöht. Der Vorverkauf startet am Montag.
Man habe in der zu Ende gehenden Saison "trotz gesellschaftlich und finanziell schwieriger Zeiten" ein umfangreiches Programm realisieren können, bilanzierte Hellerau-Chefin Carena Schlewitt (63) bei der Präsentation der Spielzeit 2024/25 am Freitag vergangener Woche.
"Wir halten das internationale Programm aber auch künftig aufrecht", so die Intendantin. Was nicht ganz einfach ist (und werden wird): Nachdem Oberbürgermeister Dirk Hilbert (52, FDP) kürzlich einen Fehlbetrag von 260 Millionen Euro im Stadtsäckel verkündete, steht Sparen an, mindestens bis 2028.
"Wir gehen in haushaltspolitisch schwierige Zeiten", räumte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (46, Linke) ein. Man werde - sicherlich nicht nur in Hellerau - mit weniger Budget auskommen müssen.
Klepsch: "Das führt natürlich zu einer Gratwanderung zwischen künstlerischem Anspruch und finanzieller Machbarkeit."
Hellerau in Nöten: Preissteigerungen und spektakuläre Shows zum Überleben
Entsprechend spricht auch Martin Heering, kaufmännischer und Verwaltungsdirektor von Hellerau, konkret von "großen Sorgen". 2023 hatte man einen Programmetat von 1,58 Millionen Euro. Der werde 2024 ähnlich hoch sein.
Da sich aber die Stadt weiter zurückzöge, habe sich das Drittmittelaufkommen auf etwa 85 bis 90 Prozent, entsprechend einer Summe von 1,3 Millionen Euro, erhöht. Ein ziemliches Ungleichgewicht. Um kostendeckend wirtschaften zu können, sei die Erhöhung der Preise unumgänglich. Auch, um die internationalen Produktionen zu ermöglichen.
Von denen gibt es Hochkarätiges: Das Festival "HELLER Sommer" läutet am 23. und 24. August mit getanzter Natur ein, wenn Choreograf Christos Papadopoulos mit den Tänzern und Tänzerinnen des Ballet del'Opéra de Lyon in der Inszenierung "Mycelium" die Kommunikation von Pilzen (!) körperlich nachbildet.
Um die Verbindung von Kunst und Kultur dreht sich im September auch die klimaneutrale Produktion "Join", ein Tanzprojekt in Operngröße mit 60 Beteiligten der Dresden Frankfurt Dance Company und der Palucca-Hochschule.
Die "2. Hybrid Biennale #space" widmet sich im Oktober dem Thema 'Räume im Digitalen Zeitalter'. Darin werden unter anderem die Dresdner Sinfoniker für das Projekt "Roboter Sinfonie" den Dirigenten nach der Konzertpause durch einen KI-generierten Roboter ersetzen - Ergebnis offen.
Hellerau hebt Preise an: neue Premium-Karte und gratis ÖPNV-Tickets
Am Donnerstag hat der Stadtrat die neue Preisliste für Hellerau bestätigt. Kosteten Tickets bislang in der teuersten Kategorie 23 Euro (ermäßigt 11), werden es ab 1. August 29 Euro (ermäßigt 19) Euro sein.
Diese Erhöhung sei "unumgänglich, um trotz geänderter Programmstruktur und Besucherverhaltens die Einnahmeplanung zu erfüllen."
Die Vergünstigungen der bisherigen drei "Hellerau Cards" fürs Stammpublikum werden mit der neu eingeführten "Hellerau Premium Card" ergänzt. Mit der kann man für 249 Euro alle Vorstellungen der Saison sehen. "Ein Angebot für unsere großen Fans", so Martin Heering.
Obendrein gelten die Tickets künftig auch als VVO-Fahrausweis - damit zieht Hellerau als letzte Dresdner Kultureinrichtung mit diesem Angebot nach.
Das Hellerau-Team geht trotz aller Probleme enthusiastisch in die kommende Saison. Carina Schlewitt: "Es ist unsere siebte Spielzeit, und ich gehe davon aus, das die 7 eine Glückszahl ist."
Titelfoto: Montage: Eric Münch, Agathe Poupeney/Divergence-images.com