Dresden - Das ist ganz großes Kino, aber im Musiktheater! Die kaum bekannte, 1921 uraufgeführte Operette "Bajadere" von Emmerich Kálmán (†1953) feiert am heutigen Samstag in der Staatsoperette Premiere - mit einem monumentalen Bühnenbild in Gold, würdig einem ganz großen Opernhaus!
Das Dresden-Debüt von Bühnenbildnerin Anna Schöttl (35) ist ein im Wortsinn großer Wurf: Auf der Bühne liegt ein 4,50 großer Gold-Kopf, eine über drei Meter große Hand umfängt Sänger und der Chor nimmt auf einem rund neun Meter langen Unterschenkel samt Fuß Platz.
Es sind nicht einfach nur Skulpturen, die die Bühne füllen. "Die Körperteile sind beweglich und transformativ", erklärt Anna Schöttl.
Heißt: Im ikonischen XXL-Kopf, der an den Sciene-Fiction-Kultfilm "Metropolis" aus dem Jahr 1927 erinnert, verbergen sich Garderobe und Bar. Das Bein dient als Tribüne. Die Bühnenelemente sind ins Spiel der Darsteller eingebunden - und müssen deshalb auch einiges aushalten.
Alle Körperteile wurden deshalb in stabiler Spantenbau-Technik aus Holz gebaut, mit Styropor gefüllt, modelliert und bemalt.
Hand von Regisseurin Juana Inés Cano Restrepo wurde gescannt
"Die Werkstätten haben eine fantastische Arbeit geleistet", freut sich Anna Schöttl. Seit einem Jahr beschäftigt sie sich mit dem Bühnenbild.
"Ich habe ein Modell gebaut, es folgten Bauproben, ein Statiker lieferte die Konstruktionspläne - dann erst konnten sich die Bühnenbauer an die Arbeit machen", beschreibt Anna das Zusammenspiel der Gewerke.
"Damit die Hand wirklich echt in den Proportionen ist, wurde die Hand von Regisseurin Juana Inés Cano Restrepo gescannt. Mit ihr habe ich schon mehrfach zusammengearbeitet", verrät Anna Schöttl, die am Salzburger Mozarteum studiert hat.
Für den Fuß lieferte sie selbst die Vorlage. "Als ich alles zum ersten Mal auf der Bühne und in ganzer Dimension gesehen habe, war das wie Weihnachten."
Bei der Premiere wird die Bühnenbildnerin im Publikum sitzen, danach warten Projekte in Regensburg und in der Ukraine.