Dresden - Singen oder malen? Das ist bei Ricardo Frenzel Baudisch (46) nicht die Frage. Er kann beides. Aktuell begeistert der Tenor in der "Operette für zwei schwule Tenöre" (bis 27. April) in der Comödie das Publikum. Fernab vom Applaus frönt er einem stillen Hobby: der Malerei.
Ricardo sitzt in der Sonne, auf einer Wiese unterhalb des Bellevue. Dort, wo vor rund 280 Jahren Bernardo Bellotto seine berühmte Ansicht vom Dresdner Altstadtufer gemalt hat - den "Canalettoblick".
Um Ricardo herum liegen Pinsel, Aquarell- und Gouachefarben. In seinem Skizzenbuch hält er die Augustusbrücke samt Stadtsilhouette fest. "Das Original habe ich natürlich schon gesehen", blickt Ricardo kurz auf.
Bevor sich der Sänger der Musik zuwandte, hatte er in Düsseldorf Freie Malerei an der Kunstakademie studiert. "Aber das Studium war mir zu frei. Die Unbegrenztheit hat mich damals überfordert. Ich wollte etwas Angewandtes machen - da schien mir das Theater passend."
Heute ist ihm die Malerei ein gleichwertiges Pendant. "Im Theater ist die Rolle angelegt, ich kann sie gestalten - aber in einem Rahmen. Beim Malen dagegen bin ich völlig frei."
Am liebsten bemalt Ricardo Keramikkacheln
Porträts, griechische Skulpturen, Urlaubslandschaften, Akte, Stillleben mit Espressokocher finden sich in Ricardos Skizzenbüchern. Bis zu 1,90 Meter große Palmenbilder waren dagegen bis Jahreswechsel unter dem Titel "My private Garden" in der Wiener Galerie Puschitz zu sehen und werden im September am Bodensee ausgestellt.
"Am allerliebsten aber bemale ich Keramikkacheln mit homoerotischen, surrealen Landschaften", verrät Ricardo - und setzt in seinem Skizzenbuch der Hofkirche das Kreuz aufs Dach.