Vom Nachttopf bis zur Waschmaschine: Letzter Blick vor der DDR-Versteigerung
Dresden - Die großen Raumteiler aus Holz gehörten einst zum Restaurant-Komplex "International" auf der Prager Straße. 1972 von Lüder Baier (†2012) entworfen, hergestellt von den Deutschen Werkstätten Hellerau. Ob in der "Gockelbar", im Treppenaufgang oder in der Tanzbar "Mazurka" - ihr Design prägte die Inneneinrichtung des legendären Hauses. Jetzt kommt die Holzkunst mit 948 anderen Losnummern bei der Auktion der Exponate des DDR-Museums Dresden am 8. Juli unter den Hammer.
"Die Holzelemente gehören neben sieben Fahrzeugen zu den gefragtesten Objekten", versichert Auktionator Stefan Günther (65). Bei Trabi, Wartburg und Co. rechnet er mit Geboten von bis zu 3000 Euro. Los geht's aber bei allen Exponaten und Konvoluten mit 10 Euro.
Dazu gehören auch drei farbige Bleiglasfenster mit sozialistischen Alltagsszenen aus dem Striesener VEB Herrenmode. Oder die Leuchtreklame der "Goldnen Weintraube" in Radebeul, 100 hellblaue und rosa Kindernachttöpfe, Turngeräte.
"An den Sportunterricht zu DDR-Zeiten erinnere ich mich gar nicht gern", gesteht Günther.
Gegenüber von Kasten, Medizinball und Barren ist eine komplette Campingausrüstung aufgebaut.
Auch hier ist ein Schätzchen zu entdecken: ein Ruderboot (Baujahr 1970) aus dem Trainingszentrum Meißen, in dem sich einst Leistungssportler ins Zeug legten.
Technik aus der DDR: Hält sicher noch ein Leben lang
Viele technische Geräte türmen sich im Ex-Museum - vom Mixer bis zur Waschmaschine. "Wir prüfen nicht, ob sie noch funktionieren. Aber ich weiß, dass alte Röhren aus Radios oder Fernsehern online gut gehandelt werden", sagt Günther.
Für ihn ist es die erste Museumsauflösung, die sein Dresdner Auktionshaus Günther begleitet.
Die Versteigerung der 949 Losnummern findet am kommenden Samstag (10 bis 18 Uhr) im Ex-DDR-Museum am Dresdner Albertplatz statt.
Alle Exponate können ab sofort bis zum kommenden Donnerstag (10 bis 18 Uhr) besichtigt werden.
Infos gibt es im Auktionskatalog unter dresden-kunstauktion.de - dort können sich auch Interessenten anmelden, die online live mitbieten wollen.
Was nicht an den Mann oder die Frau zu bringen ist, lagert Eigentümer Peter Simmel (63) ein. Der Supermarkt-Besitzer hatte das DDR-Museum in Radebeul erst 2017 gerettet, musste es nun aber mangels Besuchern schließen.
Titelfoto: Petra Hornig