Verkehrsmuseum zeigt Sonderschau zur Verkehrswende - In was für einer Stadt wollen wir leben?
Dresden - Es ist eines der brennendsten Themen unserer Zeit: die Verkehrs- oder Mobilitätswende. Die einen sehen Chancen, die anderen haben Ängste. Das Dresdner Verkehrsmuseum widmet dem Thema die Sonderausstellung "MOVE! Verkehr macht Stadt". Zentrale Frage dabei: In was für einer Stadt wollen wir eigentlich künftig leben?
"Das Thema Verkehrswende ist omnipräsent", sagt Museumsdirektor Michael Vogt. Lange habe Verkehr eine lebendige Stadt garantiert, Ort von Arbeit, Kultur, Freizeit und Vergnügen. Längst aber zeigten sich die negativen Seiten: Staus, Lärm und - vor allem - das Verschwinden des öffentlichen Raums.
Aber: Wie ermöglichen wir eine lebenswerte Stadt, die zugleich unseren Mobilitätsbedürfnissen gerecht wird?
Fronten seien verhärtet, so Vogt: "Technikgläubigkeit steht gegen Apokalypse." Letzteres versuche die "Letzte Generation" zu zeigen, die den Weltuntergang beschwöre. Vogt: "Aber die Leute fragen sich, wie sie sich künftig bewegen sollen."
Die Ausstellung gehe darauf ein: "Worauf müssen wir verzichten? Und was gewinnen wir für ein besseres Leben?" Dem spüre man ohne Belehrung nach: "Wir wollen Orientierung bieten und auf spielerische Weise zum Nach- und Weiterdenken anregen."
Dafür stehen 40 Exponaten 35 Medien- und rund 15 interaktive Stationen gegenüber.
Ab dem Mittelalter: als die Stadt den Verkehr erfand
In vier Abteilungen wird die Geschichte des Verkehrs erzählt, ab dem Mittelalter. Es zeigt sich: Die Stadt hat den Verkehr "erfunden", als sich Wohn- und Arbeitsplatz trennten.
Es kamen Kutsche, Fahrrad, Straßenbahn, Auto. Selten gezeigte Filmaufnahmen dokumentieren etwa den chaotischen Verkehr ins Dresdens Straßen der 20er-Jahre, bis Verkehrszeichen Ordnung schufen.
Und wie ist es heute? Ein nachgebauter Bürgersteig wird zum Hindernis-Parcours, den Besucher mit Eierlöffel durchlaufen. Man kann testen, was alles möglich auf den zwölf Quadratmetern, die ein PKW-Parkplatz einnimmt und erfährt vieles zur Luft-, Klima- und Unfallstatistik.
In einem Ruheraum vor Dresdner Panoramakulisse sind Hörspiele mit Visionen zum mobilitätskulturellem Wandel zu hören, daneben Filmbeispiele über Versuche anderer europäischer Städte. Am Ende kann man an einem Stadtgestaltungssimulator seine eigene Vision einer "neuen", vielleicht autofreien Stadt erschaffen.
Was ist die Zukunft: E-Roller, Straßenbahn oder Lastenfahrrad? Die Ausstellung gibt darauf keine Antwort. Michael Vogt: "Die Wende ist nicht kurzfristig zu machen."
Die deutschlandweit erste große Ausstellung zum Thema gibt aber Anregungen dafür. Sie läuft bis 7. Januar 2024.
Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann