Vergessene Jubiläumskonzerte plötzlich im Handel: Ein neues Album von electra

Dresden - Vor 36 Jahren war es, am 11. und 12. April 1989, als die Kultrocker von electra anlässlich des 20-jährigen Bandjubiläums zwei umjubelte Konzerte im Kulturpalast gaben. Der Rundfunk schnitt mit, doch gerieten die Aufnahmen, während die DDR sich auflöste, ins Abseits. Aus dem sie nun emporsteigen.

electra 1989 (v.l.): Volker Fiebig, Andreas Leuschner, Bernd Aust, Manuel von Senden, Gisbert Koreng, Wolfgang Riedel.
electra 1989 (v.l.): Volker Fiebig, Andreas Leuschner, Bernd Aust, Manuel von Senden, Gisbert Koreng, Wolfgang Riedel.  © Herbert Schulze

Unter dem Titel "20 Jahre electra. Das Jubiläumskonzert" ist der Mitschnitt beim Label Buschfunk als Doppelalbum erschienen. 17 Titel, eigene und Coverversionen, in denen sich die Artrock-Band auf das Vortrefflichste präsentiert, umso mehr auch die Besetzung besonders war.

electra, das waren zu jenem Zeitpunkt:

  • Andreas Leuschner (Keyboard, Gesang),
  • Gisbert Koreng (Gitarre, Gesang),
  • Volker Fiebig (Schlagzeug, Gesang),
  • Manuel von Senden (Gesang),
  • Bernd Aust (u.a. Saxofon, Querflöte, Gesang) und
  • Wolfgang Riedel (Bass, Gesang).
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"Es sollte etwas Großes werden und deshalb haben wir die electra-Besetzung mit den ehemaligen Band-Mitgliedern Stephan Trepte und 'Mampe' Peter Ludwig für ihre electra-Songs erweitert", schreibt Bandchef Bernd Aust im Booklet. Als Stargast war Gunther Emmerlich (†79) dabei.

Zwei weit im Voraus ausverkaufte Konzerte, die Band auf dem Höhepunkt ihres Könnens: "Augen der Sehnsucht" gibt das Intro, es folgen "Deinetwegen", "Seh' in die Kerzen" und weitere Lieder, bis das Ganze mit "Einmal ich, einmal du, einmal er" ausklingt.

Dazwischen die famose Hymne "Tritt ein in den Dom", Bernd Austs Verbeugung vor "Jethro Tull"-Frontmann Ian Anderson mit "Türkischer Marsch" und "Locomotive Breath", Supertramps "Breakfast in America", "Hi-De-Ho" von Blood, Sweet & Tears und andere Songs.

Alte "electra"-Mitschnitte im Studio technisch auf den neuesten Stand gebracht

Er habe von den Aufnahmen nichts gewusst, sagt Bernd Aust. Jörg Stempel, ehemaliger Amiga-Produzent, war es, der sie auf Hinweis des Autors Uwe Beyer aus den Archiven herauskramte. Aust: "Er kam damit zu mir. Was soll der alte Mist, habe ich zuerst gedacht. Dann habe ich mir die Aufnahmen angehört und war platt: Ich wusste gar nicht, wie gut wir Musik gemacht haben!"

Im Studio wurden die Aufnahmen technisch auf den neuesten Stand gebracht, nun liegt das fertige Produkt in sattem, vorzüglich abgemischtem Sound vor.

Bernd Aust ist 80 geworden im Januar. Da ist das Doppelalbum für ihn wie ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk. electra haben sich vor zehn Jahren aufgelöst. "Mampe" Ludewig (†80) und Stephan Trepte (†70) sind nicht mehr am Leben. In die deutsche Rockgeschichte eingeschrieben haben sich electra sowieso.

Nichts erinnert eindrucksvoller daran als diese Aufnahmen.

Titelfoto: Herbert Schulze

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