Verein in finanzieller Schieflage: Was wird jetzt aus dem Lingnerschloss?
Dresden - Fast 20 Jahre lang kümmerte sich der Förderverein Lingnerschloss um das Erbe des einstigen Schlossherren Karl August Lingner (1861-1916). Schon seit einiger Zeit gibt es Querelen hinter den Kulissen, nun ist der Verein auch in finanzielle Notlage geraten. Um die Pleite abzuwenden und den Verein zu erhalten, soll jetzt die Stadt das Schloss mitsamt Schulden übernehmen.
Der Förderverein hat seit Gründung 2002 viel erreicht. Nachdem die Stadt ihm das Erbbaurecht übertragen hatte (und den Verein damit zum Quasi-Eigentümer des Schlosses machte), sammelte er rund 16 Millionen Euro Spenden ein. Damit konnten Dach, Mausoleum, Bergstation, Torhaus, Schweizer Haus und fast alle Nutzflächen saniert werden.
Seit 2016 glänzt der Bau wie einst sein historisches Erscheinungsbild von 1853, der Innenausbau lief weiter.
Doch auch Streit gibt es seit Jahren. So geriet der Vereinsmitgründer und heutige Vorsitzende Peter Lenk (83) mit Mitstreitern im Vorstand, Sponsoren und Gastro-Betreibern aneinander. In der Folge zogen sich bedeutende Unterstützer zurück.
Zudem geriet der Verein in den letzten Jahren in finanzielle Schieflage. "Als Grund sieht der Vorstand die Corona-Pandemie, den anhaltenden Konflikt mit dem Gastronomiepächter, Inflation sowie Energiekrise und die damit verbundenen rückläufigen Spendeneinnahmen", teilt Vorständin Ines Eschler (63) mit.
Nun habe man einen "hohen sechsstelligen Betrag" Schulden angehäuft.
Auch der Verein soll gerettet werden
Um die Insolvenz abzuwenden, folgten die Vereinsmitglieder Lenks Not-Plan.
Dieser sieht vor, Erbbaurecht und Schulden an die Stadt zurückzugeben. Ziel sei auch, den Förderverein (300 Mitglieder) zu erhalten. Dutzende ehrenamtliche Kräfte sollen sich auch weiterhin um die vielen Schloss-Veranstaltungen kümmern: Kinder-Kino, Kunst im Schloss, Freitagsreihe, Podium und viele mehr.
Dresdens Stadtrat muss dem Rettungsplan noch zustimmen.
"Ich bin mir sicher, dass alle Seiten im Interesse des Vermächtnisses von Karl August Lingner eine gute Lösung finden wollen", sagt Baubürgermeister Stephan Kühn (43, Grüne), der jetzt zeitnah eine Vorlage erarbeiten will.
Titelfoto: Montage: Thomas Türpe + Steffen Füssel