Ein Abgang nach dem nächsten: SKD verabschieden Manager

Dresden - Die Führungsspitze der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) erlebt zurzeit eine umfassende Neubesetzung.

Voll und ganz mit sich im Reinen: Dirk Burghardt (63) vergangenen Freitag auf der Brühlschen Terrasse.
Voll und ganz mit sich im Reinen: Dirk Burghardt (63) vergangenen Freitag auf der Brühlschen Terrasse.  © Eric Münch

Der Abschied von Generaldirektorin Marion Ackermann (59, geht nach Berlin) steht bevor, ebenso der ihrer Stellvertreterin, Léontine Meijer-van Mensch (51, geht nach Rotterdam), Direktorin der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen.

Schon gegangen ist der Kaufmännische Direktor, Dirk Burghardt (63). Am kommenden Mittwoch, 31. Juli, wird er offiziell verabschiedet.

Ende Juni schied er aus, seine Position ist in Person von Cornelia Rabeneck neu besetzt.

Dresden: Semperoper mit neuem Partner für die Sommerbespielung: Elisabeth, nicht Sissi
Dresden Kultur & Leute Semperoper mit neuem Partner für die Sommerbespielung: Elisabeth, nicht Sissi

Ein geräuschloser Wechsel und doch eine Zäsur.

Der "Kaufmännische" blieb stets derselbe

Auf dem Generals-Sessel nahmen in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder neue Direktorinnen und Direktoren Platz - Sybille Ebert-Schifferer (69), Martin Roth (1955-2017), Hartwig Fischer (62), Marion Ackermann -, wobei der "Kaufmännische" stets derselbe blieb: Dirk Burghardt.

Den legendären Werner Schmidt (1930-2010), SKD-Generaldirektor der Jahre 1990 bis 1997, erlebte er noch als Referent in der Kunstabteilung im damaligen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Kaufmännischer Direktor ist ein Amt von weniger Strahlkraft als das des Generaldirektors, aber von immenser Bedeutung, denn es geht ums Geld, den Etat, Ausgaben und Einnahmen im richtigen Verhältnis, kurz: darum, dass die Kasse stimmt und so viel Kunst und Programm wie möglich ermöglicht wird.

Burghardt war Konstante im SKD-Führungszirkel

Nennt man ihn einen "Ermöglicher", fühlt sich Burghardt in seiner langjährigen Tätigkeit gut beschrieben. Für andere war er mehr als das.

Ein Mitgestalter, zum Beispiel bei den Kunstankäufen, bei den zahlreichen Kooperationen mit Museen im In- und Ausland, beim Gerhard-Richter-Archiv und beim Archiv der Avantgarden, die als neue Einrichtungen der SKD hinzukamen.

Ein Vierteljahrhundert war Burghardt die Konstante im SKD-Führungszirkel, zu einer Zeit nach der Wiedervereinigung, in der es galt, die Schätze des Museumsverbunds institutionell wie inhaltlich mit jener Weltgeltung aufzuladen, die ihnen zukommt.

Seine "Generäle", sie konnten als Persönlichkeiten unterschiedlicher gar nicht gewesen sein, sagt er, doch sei das Verhältnis im Beruflichen wie Persönlichen stets sehr gut gewesen.

Ruhestand dauert noch

Für ihn habe Loyalität immer an erster Stelle gestanden. Und er hat keine Scheu zuzugeben, auch aufgeschaut zu haben zu den Genannten - die sich ihrerseits stets und voller Überzeugung auf seine fachliche Expertise verließen.

In Sachsen angefangen hatte er, der Jurist aus Werne in Nordrhein-Westfalen, mit Vorfahren in Grimma, 1992 in der Sächsischen Staatsregierung.

1999 erfolgte nach mehreren Stationen der Wechsel zu den Staatlichen Kunstsammlungen.

Burghardt ist mit seinen 63 Jahren nicht in einem Alter, in dem sich irgendetwas rundet oder abschließt. Bis zum Ruhestand ist es noch ein bisschen.

Museumsmanager traf Entscheidung aus freien Stücken

Mehr sind es die 25 Jahre seiner Zugehörigkeit zu den SKD, die ihn Gegenwart und Zukunft überdenken ließen. Ein Jubiläum, von dem er sich zum Handeln aufgefordert fühlte.

"Ein guter Zeitpunkt, noch einmal eine neue Aufgabe zu übernehmen und die Erfahrungen und das Netzwerk aus der langen Zeit für andere kulturpolitische Fragen im Freistaat Sachsen einzusetzen", sagt er und tritt damit auch Gerüchten entgegen, der Rückzug sei ihm infolge des Einbruchs ins Grüne Gewölbe 2019 von höherer Stelle aufgenötigt worden.

Burghardt: "Es gab diesbezüglich keinen politischen Druck auf mich. Es ist eine Entscheidung aus freien Stücken."

Juwelenraub ist Tiefpunkt seiner Laufbahn

Der Einbruch ins Grüne Gewölbe, er ist für Burghardt gleichwohl der Tiefpunkt seiner Laufbahn.

Viele Wochen stand die Führungsspitze der SKD im Trommelfeuer, mitverantwortlich zu sein dafür, dass die Sicherheitssysteme nicht ausreichend ertüchtigt worden seien, solches zu verhindern.

"Keiner von uns hat sich das vorstellen können", so Burghardt. In Wirklichkeit lag die Verantwortung auf sehr vielen und vornehmlich wohl anderen Schultern.

Burghardt machte Bekanntschaft mit besonderen Personen der Zeit- und Kunstgeschichte

Die SKD seit Mauerfall und Vereinigung - es ist die Geschichte des beispiellosen Wiederaufstiegs samt Neupositionierung eines geschichtsträchtigen Museumskomplexes im Weltmaßstab.

Manches Mal gingen die SKD allen anderen voran, wie etwa in Restitutionsfragen, mit dem Rechercheprojekt Daphne zur Herkunfts- und Bestandserfassung jedes einzelnen Kunstwerks.

Er sei dankbar, seinen Teil beigetragen haben zu dürfen, so Burghardt.

Nicht zuletzt die Bekanntschaft mit besonderen Personen der Zeit- und Kunstgeschichte - etwa dem jüdischen, von den Nazis aus Dresden vertriebenen Bankier und Mäzen Henry H. Arnhold (1921-2018), dem in Dresden geborenen Künstler Gerhard Richter (92), der sein Archiv nach Dresden gab, oder den Sammlern Egidio Marzona (79), dem man das Archiv der Avantgarden im Blockhaus zu verdanken hat, und Erika Hoffmann, die den SKD ihre bedeutende Sammlung zeitgenössischer Kunst schenkte - wertet das Erleben für ihn auf.

Neuer Arbeitsort ist das Kulturministerium

Er habe seine Arbeit nie vornehmlich unter dem Aspekt von Karriere gesehen, so Burghardt: "Ich wollte vor allem in diesem Kulturumfeld arbeiten." Er wird das auch weiterhin tun. Im Kulturministerium leitet er nun eine Stabsstelle für Grundsatzfragen der Kulturpolitik.

Der Schreibtisch steht jetzt woanders, das Gehalt kommt aus anderem Topf, aber bei den SKD ein und aus gehen wird Dirk Burghardt wohl auch in Zukunft.

Titelfoto: Eric Münch

Mehr zum Thema Dresden Kultur & Leute: