Dresden - Dutzende Angehörige, Freunde und Kollegen nahmen am Freitag Abschied von Nordfried Hönig. Der Mitbegründer und langjährige stellvertretende Chefredakteur der Morgenpost Sachsen war im Alter von 70 Jahren überraschend gestorben.
Hönig wuchs in Mittweida auf, war ein Musterschüler. Er wurde zum Studium (Internationale Beziehungen) ins Ausland delegiert. Von Mittweida nach Moskau, wo er neben Russisch vor allem auch Spanisch paukte.
Das brachte ihm 1972 einen spannenden Nebenjob ein, als Dolmetscher beim Besuch von Kubas Staats-Chef Fidel Castro in Dresden. Sechs Jahre später heiratete Hönig seine große Liebe, eine Russin. Eine eigentlich vorgesehene Diplomatenkarriere war damit gestorben.
So kehrte er 1980 heim, wurde in Dresden ansässig und begann beim Verlag "Zeit im Bild" (ZIB). Deren Veröffentlichungen, oft farbenfrohe Hochglanz-Magazine, waren seinerzeit auf der ganzen Welt für die Außendarstellung der DDR zuständig, erschienen in den verschiedensten Sprachen.
Hönig blieb dem Haus (der Presse) treu, wurde Redaktionsleiter. Nach der Wende gründete er 1990 die Morgenpost mit und leitete in der Chefredaktion den Wandel in eine völlig neue Zeitungsära ein.
Mit seiner Kolumne widmete sich "Tarzanchef" Nordfried Hönig zahlreichen aktuellen Themen
Nordfried Hönig, den in der Redaktion alle nur kurz "Fred" nannten, prägte die MOPO über Jahrzehnte. Er liebte und lebte, was er tat. Zeitlebens besonders stolz war er darauf, ein Interview mit Michail Gorbatschow bekommen zu haben.
Diese Leidenschaft war seine Antriebsfeder. Ein Vollblutjournalist, der mit Herz und Verstand die spitze Feder beherrschte wie nur wenige.
In seiner Kolumne, geschrieben aus der Sicht seines Hundes "Tarzan", widmete er sich als "Tarzanchef" über viele Jahre aktuellen Themen - durchdacht, pointiert, nachdenklich, augenzwinkernd und witzig. So wie er selbst.
Offen, klug, humorvoll, immer mit dem richtigen Zungenschlag, niemals gab es einen ungeschickten Unterton. Sein Wirken in unserer Redaktion hat tiefe Spuren hinterlassen, die wir bewahren und fortsetzen.
Wir verabschieden uns mit Dankbarkeit und vielen schönen Erinnerungen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.