Trauer um "Dresdner Brettl"-Gründer: Schauspieler Friedrich-Wilhelm Junge ist tot!
Dresden/Radebeul - Die sächsische Kultur betrauert den Verlust eines ihrer bekanntesten Gesichter: Schauspieler Friedrich-Wilhelm Junge ist am Donnerstag im Alter von 86 Jahren verstorben. Der gebürtige Schweriner war in Dresden unter anderem als Gründer des Dresdner Brettls (Theaterkahn) bekannt.
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Das Theater bestätigte am Freitag in "Bestürzung und tiefer Trauer" den Tod des Künstlers in einer Mitteilung. Der Schauspieler sei nach kurzer aber schwerer Krankheit am 20. Februar gestorben.
Nach seinem Abitur in Schwerin und einem Studium an der Theaterhochschule "Hans Otto" in Leipzig (1957 bis 1960) landete Junge, der zwischenzeitlich noch in Rudolstadt und Plauen spielte, schließlich in der sächsischen Landeshauptstadt.
Dort war er von 1966 bis 1985 Ensemble-Mitglied am Staatsschauspiel. 1988 gründete er das Dresdner Brettl, war bis 2005 auch dessen Künstlerischer Leiter. 1994 brachte er den ehemaligen Lastkahn Ida als Theaterkahn auf Kurs, auf dem das Dresdner Brettl seine Heimat fand.
Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (53) zeigte sich vom Ableben des 86-Jährigen betroffen: "Mit Friedrich Wilhelm Junge verliert Dresden nicht nur einen außerordentlich beliebten und geschätzten Künstler, der bis ins hohe Alter aktiv und nahbar war. Er trat auch aus seinen Rollen und trug zu wichtigen Debatten bei. Wegen seiner geradlinigen Persönlichkeit zu allen Zeiten wird er ein Vorbild für Ältere wie Jüngere bleiben", hieß es am Nachmittag in einer Mitteilung.
"Fiete", wie er von seinen Freunden genannt wurde, setzte sich zeit seines Lebens für die Kultur Dresdens und Sachsens ein, war unter anderem Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und Gründungsmitglied des Neuen Sächsischen Kunstvereins.
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Theaterkahn gedenkt Friedrich-Wilhelm Junge: "Verlieren großartigen Künstler"
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Besonders zu Beginn seiner Karriere war Junge nicht nur auf Theaterbühnen, sondern auch in einigen Film (u.a. "Die vertauschte Königin") zu sehen. In den vergangenen Jahren war es allerdings ruhiger um ihn geworden - in Schauspielrente hatte er allerdings lange nicht gehen wollen.
Noch im vergangenen Oktober brachte er ein Programm auf die Bühne. Danach war Schluss. Selbstbestimmt entschied er sich dafür, seiner Karriere Lebewohl zu sagen.
Von Seiten des Dresdner Brettls hieß es nach Junges Tod: "Wir verlieren mit ihm einen großartigen Künstler, Humanisten, einen überzeugten Demokraten und einen geliebten Menschen."
Holger Böhme, der aktuelle Intendant des Theaterkahns, sagte: "Er war mir und uns ein väterlicher Freund, Vertrauter des Herzens und aufrechter Mensch, der in allen Lebenslagen an unserer Seite stand und gleichwohl streitbar blieb, ein Weggefährte, der Geistesgegenwart und Humor auch angesichts des nahenden Todes mit anderen teilen konnte."
Friedrich-Wilhelm Junge lebte in Radebeul-Oberlößnitz.
Erstmeldung 11 Uhr. Letztes Update 14.55 Uhr.
Titelfoto: IMAGO / STAR-MEDIA