Streit um Straßenmusiker-Lärm: Stadtrat für Rasenmäher-Lautstärke
Dresden - Bacho Chania (29) steht samt Mikro, Gitarre und Verstärker auf der Prager Straße. Schon aus 100 Meter Entfernung dringt die Stimme des Georgiers, der Lieder bekannter Musiker covert, am gestrigen Freitagmittag ans Ohr. Seit der Stadtratssitzung am Donnerstag ist allerdings fraglich, wie lange das so noch möglich ist.
Zwar ist das vom Rathaus vorgeschlagene Verstärkerverbot vom Tisch, doch der Stadtrat hat OB Dirk Hilbert (50, FDP) aufgefordert, ein Lautstärke-Maximum durchzusetzen.
Das liegt bei 80 Dezibel, was in etwa dem Dröhnen eines Rasenmähers entspricht.
Die Kontrolle soll wie in Leipzig das Ordnungsamt übernehmen. Sobald Anwohner oder Geschäftstreibende über eine Hotline Alarm schlagen, weil sie sich von den Künstlern genervt fühlen, sollen die Mitarbeiter zum "Tatort" ausrücken.
Wer mehrmals zu laut ist, dem droht ein Auftrittsverbot. Die Bedenken von Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (55, CDU) wegen des aufwendigen Verfahrens der Lärmmessung und dem Fehlen des Personals für andere Aufgaben änderten nichts am Ratsbeschluss.
Martin Schulte-Wissermann stärkt Straßenkunst den Rücken, Holger Zastrow wünscht sich noch viel mehr
Dissidenten-Stadtrat Martin Schulte-Wissermann (51, Piraten) betonte den Wert der Straßenkunst und dass die Künstler nicht für viel Geld gebucht werden müssten.
Holger Zastrow (53, FDP) wünschte sich mit Blick auf andere Länder sogar noch viel mehr im Stadtbild. "Eine Stadt ist zum Benutzen da", so Zastrow.
Vincent Drews (34, SPD) erklärte: "Es gibt ein Grundrauschen. Da kommt man ohne Verstärker gar nicht aus."
Klavierspieler Robert Marchewka (27), der in Leipzig Kunst studiert, hält die Dresdner Lösung für einen guten Kompromiss. "Jeder Musiker ist für seine Ausrüstung selbst verantwortlich. Sie sollten ein Gespür dafür haben, wie laut sie sind", sagt er.
Titelfoto: Holm Helis