Stasi-Ärger bei Karl May: Neuer Museumschef war Inoffizieller Mitarbeiter "Runge"!

Radebeul - Neuer Wirbel im Karl-May-Museum in Radebeul. Nach dem skandalösen Abgang des Leiters Christian Wacker (54) setzte die Stiftung der Belegschaft mit René Wagner (70) einen neuen Chef vor, den die Mitarbeiter ablehnen (TAG24 berichtete).

Ist René Wagner (70) mit seiner Stasi-Vergangenheit der richtige Museumsleiter, um die notwendige Erneuerung zu schaffen?
Ist René Wagner (70) mit seiner Stasi-Vergangenheit der richtige Museumsleiter, um die notwendige Erneuerung zu schaffen?  © dpa/Matthias Hiekel/lsn

Wagner hatte das Museum bereits zu DDR-Zeiten geleitet. Über seine Vergangenheit enthüllte das Karl-May-Magazin jetzt brisante Details: Wagner soll jahrelang für die Stasi gearbeitet, diese auch als Museumsleiter unterstützt haben.

Das Karl-May-Museum steht vor einem Scherbenhaufen, muss sich dringend auch personell erneuern. Doch mit der Verpflichtung Wagners als Interimschef habe die Stiftung eine "Rolle Rückwärts" gemacht, kritisiert Nicolas Finke (42). 

Der Autor des Karl-May-Magazins (erscheint seit 1984), recherchierte viele Jahre über die Stasi-Verstrickungen in der Karl-May-Szene, besuchte dafür auch die Stasi-Unterlagen-Behörde in Berlin. 

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Anhand zahlreicher Dokumente beleuchtet Finke jetzt in einem Artikel des Magazins Wagners Vergangenheit.

Demnach unterzeichnete Wagner 1969 (damals 19 Jahre) freiwillig eine Stasi-Verpflichtungserklärung.

Radebeuler Museumsleiter unterstützte die Stasi

Nicolas Finke (42) ist Autor des Karl-May-Magazin, recherchiert seit Jahren auch zur Geschichte des Museums und dessen Leiter in Radebeul.
Nicolas Finke (42) ist Autor des Karl-May-Magazin, recherchiert seit Jahren auch zur Geschichte des Museums und dessen Leiter in Radebeul.  © PR

"Als Decknamen wähle ich mir 'Runge'", schrieb Wagner darin handschriftlich. Eine zweite unterschrieb er 1974. 

Laut Akten schickte Wagner (arbeitete damals noch nicht am Museum) Berichte an die Stasi. Laut Protokoll waren diese "stets in einer guten Qualität", wie Finke auch berichtet. Demnach wurde Wagner auch auf Mitglieder der Indianistik-Szene ("Indianistikclubs Hellerau") angesetzt.

Wagner selbst bestätigte gestern die Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter (IM), nicht aber private Bespitzelung. "Das habe ich nicht gemacht. Deshalb bin ich 1976 aus der Stasi ausgeschieden, war dekonspiriert." 

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Aber: Als Wagner 1986 Museumsleiter in Radebeul wurde, sicherte er dem Ministerium für Staatssicherheit uneingeschränkte Unterstützung zu, wie ein Aktenvermerk belegt. 

Demnach habe Wagner der Stasi auch aktiv einen Raum zur Einrichtung einer Konspirativen Wohnung (KW) vorgeschlagen. Letzteres bestreitet Wagner. "Es gab Besuche von Stasi-Mitarbeiten. Diese wollten etwa Auskünfte über westdeutsche Journalisten, die das Museum besucht hatten", so Wagner. 

Sein damaliger Stellvertreter lieferte als IM Berichte auch über prominente Besucher wie 1988 Winnetou-Schauspieler Pierre Brice (1929-2015) ab.

René Wagner lässt kritischen Umgang mit Vergangenheit vermissen

Deckname "Runge": Die unterschriebene Stasi-Verpflichtungserklärung René Wagners.
Deckname "Runge": Die unterschriebene Stasi-Verpflichtungserklärung René Wagners.  © Karl-May-Magazin

"René Wagner hat nach der Wende nur scheibchenweise seine Stasi-Vergangenheit eingeräumt. Bis heute lässt er den selbstkritischen Umgang damit vermissen. Dieser wäre aber gerade als Leiter des Karl-May-Museums mit seiner langen Geschichte nötig", kritisiert Finke. 

Auch der vom Hof gejagte Christian Wacker hatte eine ideologiefreie Auseinandersetzung mit der Museumsgeschichte und dem Diskurs um Karl May (vergeblich) gefordert. 

Stiftungs-Chef und Radebeuls OB Bert Wendsche (55, parteilos) teilte mit, dem Vorstand sei über Wagners Stasi-Vergangenheit "nichts bekannt."

Titelfoto: Karl-May-Magazin, dpa/Matthias Hiekel/lsn

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