So toll kann Recycling sein: Altplaste-Designer macht Dresdens Müllberg kleiner
Dresden - Was für andere Müll ist, das ist für Thomas Peterberns (33) eine wertvolle Ressource: Der Dresdner macht aus altem Plastik neue Produkte und verwandelt in seinem Laden in der Johannstadt Joghurtbecher in Lampenschirme. Er recycelt sogar gebrauchte OP-Masken!
Mit seinem Laden "Johannplasto" am Bönischplatz sagt Peterberns Plastik-Abfällen den Kampf an. Dort recycelt der studierte Maschinenbauer Kunststoffmüll, macht aus Shampooflaschen, Joghurtbechern, Flaschendeckeln, OP-Masken oder Eimern neue Tisch- und Hängelampen sowie Schraubendreher oder Karabiner.
Und das funktioniert so: Peterberns zerkleinert den Plastik-Müll in einem selbstgebauten Schredder zu Granulat. Diese Flocken füllt er in seine Schmelze, presst die erhitzen Teilchen in Metallformen, wo diese verhärten.
So gießt er Gestelle und Platten für Lampenschirme und Werkzeug. Für einen Schraubendreher braucht er zehn Joghurtbecher oder 13 Masken.
Alles gibt's in bunten marmorierten Farben - je nach genutztem Plastik. Nur ein paar Kabel und Bits kauft er zu.
Dresdner Recycling-Waren sind in der ganzen Welt gefragt
Der junge Unternehmer kann bereits von seinem Recycling-Geschäft leben. Im vergangenen Jahr verschickte er rund 50 Lampen (ab 40 Euro) und 100 Werkzeug-Sets (46 Euro) in alle Welt.
"Bestellungen kommen sogar aus den USA, England, Holland, Spanien", sagt Peterberns erfreut. Er ist in der internationalen Recycling-Szene ("Precious Plastic" - auf Deutsch: wertvolles Plastik) gut vernetzt, verbreitet Videos über seine Arbeit auf Social-Media-Kanälen. So staunten Millionen Zuschauer, wie er den Corona-Mundschutz verwertet.
Anwohner können ihm Kunststoffmüll (außer PET und PVC, gesäubert, ohne Etiketten) vorbeibringen, tun damit auch der Umwelt etwas Gutes. Denn anders als der Müll in der Gelben Tonne recycelt Peterberns seinen Abfall zu 100 Prozent.
"Noch immer landet auch unser Müll im Ozean", ärgert er sich. Bald will er auch eine Computer-Maus herstellen und Workshops in Schulen geben.
"Johannplasto" auf Instagram
So viel werfen die Dresdner weg
Die Dresdner produzieren immer mehr Plastik-Müll. So landeten laut Rathaus 2020 monatlich 1300 bis 1500 Tonnen Leichtverpackungen in der Gelben Tonne (oder im Gelben Sack) - macht im Jahr rund 17.000 Tonnen. In den Vorjahren war es mit je rund 16.300 Tonnen weniger Abfall.
Pro Kopf produziert damit jeder Dresdner rund 30,6 Kilo Plastik-Müll (2020). In den Jahren davor waren es zwischen 29,5 Kilo (2019) und 29,8 Kilo (2016).
Das Entsorgungsunternehmen Veolia Umweltservice Ost sammelt den Müll aus den Gelben Tonnen ein, trennt ihn in Sortieranlagen.
Rund die Hälfte der Abfälle kann danach laut Unternehmen verwertet werden, die andere Hälfte wird verbrannt.
Titelfoto: Norbert Neumann