SKD haben Degas-Skulptur restauriert: Schönheitskur für das berühmteste Tutu der Welt

Dresden - Das Ballett war eines der großen Motivthemen des französischen Malers und Bildhauers Edgar Degas (1834 bis 1917). Er hat junge Ballerinen nicht nur in Gemälden verewigt, sondern eine auch in der Plastik "Kleine vierzehnjährige Tänzerin" (um 1880). Deren Röckchen gilt als das wohl berühmteste Tutu der Welt. Kommende Woche kehrt die Skulptur nach umfassender Restaurierung ins Albertinum in Dresden zurück - mit neu gestaltetem Tutu.

So soll Degas es sich vorgestellt haben: Die "Kleine vierzehnjährige Tänzerin" dreht sich jetzt in einem neuen Tutu, das seinen Bildern sehr nahekommt.
So soll Degas es sich vorgestellt haben: Die "Kleine vierzehnjährige Tänzerin" dreht sich jetzt in einem neuen Tutu, das seinen Bildern sehr nahekommt.  © SKD

Der zu den Impressionisten zählende Maler Degas war als Bildhauer Autodidakt. Seine bekannteste Plastik "Kleine vierzehnjährige Tänzerin" ist gleichzeitig die einzige Skulptur, die er zu Lebzeiten öffentlich ausgestellt hat.

Ihre Präsentation löste 1881 wegen ihres Realismus einen Skandal aus: Degas hatte "die Tänzerin" als Wachsfigur gefertigt und mit realen Attributen wie dem Ballettröckchen, einem echten Haarzopf und Ballettschuhen versehen. Dieses Original befindet sich heute in der National Gallery of Art in Washington.

Die Dresdner "Tänzerin" ist eine von weltweit 30 bekannten Metallgüssen, die ab 1921 - also erst nach dem Tod des Künstlers - hergestellt wurden. Sie wurde 1926 für die Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) erworben und stand seit Jahrzehnten in der Dauerausstellung im Albertinum.

Dresden: Vor der Musik hat Ricardo Malerei studiert: Der "schwule Tenor" ist auch am Pinsel ein Künstler
Dresden Kultur & Leute Vor der Musik hat Ricardo Malerei studiert: Der "schwule Tenor" ist auch am Pinsel ein Künstler

Mit der Zeit war ihre metallische Oberfläche matt geworden, im Gesicht traten Korrosionsspuren hervor. Eine temporäre Umgestaltung des Ausstellungsraumes bot laut einer Mitteilung der SKD die Gelegenheit, die Figur ab November 2021 in der Restaurierungswerkstatt der Skulpturensammlung unter die Lupe zu nehmen.

Original-Tutu ging wohl im Zweiten Weltkrieg verloren

Die Tänzerin bekam ein "neues" Tutu verpasst.
Die Tänzerin bekam ein "neues" Tutu verpasst.  © SKD

Im Zuge der Schadenserfassung wurden kunsttechnologische Untersuchungen und Materialanalysen in Zusammenarbeit mit dem Archäometrischen Labor der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) vorgenommen.

Wichtigste Erkenntnisse: Beim Korpus handelt es sich nicht um Bronze, sondern Messing, außerdem habe laut SKD das Tutu durch den Zerfall seines Materials das darunterliegende Metall angegriffen. Der Ersatz für das vermutlich im Zweiten Weltkrieg verloren gegangene Original-Tutu wurde in den 1960er-Jahren aus Polyamid-Fasern (in der DDR als "Dederon" bezeichnet) hergestellt.

Während der Restaurierung wurden mittels Oberflächenreinigung der Grauschleier von der Skulptur entfernt, Korrosionsspuren reduziert und die gesamte metallische Oberfläche mit einem Schutzüberzug aus mikrokristallinem Wachs konserviert.

Dresden: TV-Kommissar Brambach kommt zum Dinner mit (s)einer Leiche
Dresden Kultur & Leute TV-Kommissar Brambach kommt zum Dinner mit (s)einer Leiche

Fehlstellen am bemalten Mieder konnten durch Retuschen mit Spezialfarben abgedeckt werden.

Die "Tänzerin" ist im Albertinum zu sehen

Als offensichtlichste Maßnahme erfolgte der Austausch des alten schädigenden Tutus. Die bekannten Metallgüsse der "Tänzerin" trugen über die Jahre mehrfach ausgetauschte und sehr unterschiedliche Röckchen. Die weltweiten Variationen waren oft dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst, da das Aussehen des originalen Tutus nicht überliefert ist.

Die Neuanfertigung, handgenäht von Textilrestauratorin Karen Klingbiel, stimme laut SKD-Mitteilung nun - anders als zuvor - annähernd mit Darstellungen von Balletttänzerinnen aus Degas' weiterem Œuvre überein. Es passe sich außerdem in seiner Farbigkeit der dunklen Patina des Körpers und dem Rosaton des Mieders an. Ziel sei gewesen, ein harmonisches Gesamtbild zu schaffen, in dem sich die verschiedenen Materialien zusammenfügen.

Die runderneuerte "Tänzerin" ist ab Dienstag, 8. August, wieder im Albertinum zu sehen.

Titelfoto: Montage: SKD (3)

Mehr zum Thema Dresden Kultur & Leute: