Seit 40 Jahren tot: O.F. Weidling bleibt die spitzeste Zunge der DDR

Dresden - Er ist bis heute unvergessen und eine Legende: der frechste Conférencier der DDR, die Dresdner "Großklappe" O.F. Weidling. Am gestrigen Montag vor 40 Jahren verstarb der Moderator, der wegen seiner spitzen Zunge, die auch vor SED-Funktionären samt Politbüro nicht schwieg, vom Publikum nahezu vergöttert wurde.

Conférencier O.F. Weidling bei der Moderation der beliebten DDR-Fernsehshow "Ein Kessel Buntes".
Conférencier O.F. Weidling bei der Moderation der beliebten DDR-Fernsehshow "Ein Kessel Buntes".  © Klaus Winkler/dpa

Sein Sohn Carsten J.W. Weidling (58) besuchte ihn noch an seinem Sterbetag im Krankenhaus.

"Vater lag an Geräten und hat mich kaum noch wahrgenommen. Kein Wort von ihm, dem das Wort doch so wichtig war", erinnert sich der Autor und Globetrotter. "Ein paar Stunden später war ich an jenem Sonntag mit dem Bus in der Tischler-Berufsschule in Niesky angekommen. Ich bezog gerade mein Bett - Doppelstock, oben, am Fenster - im Internat, als ich in irgendein Büro ans Telefon gerufen wurde." Mutter Ingrid teilte ihm den Tod des Vaters mit.

Ein Sprung in die Gegenwart: "Vor zwei Wochen saßen wir in Familie im Dresdner Coselpalais zur Weihnachtsgans zusammen, als eine Kellnerin zu uns kam und sagte: 'Liebe Frau Weidling, ich wollte nur sagen, danke für Ihren Mann, er hat uns viel Freude bereitet.'"

Die Weidlings im Dezember beim Gänseschmaus im Coselpalais (v.l.): Carsten Weidling und Mutter Ingrid, Bruder Marcus und Lebensgefährtin Dinorah.
Die Weidlings im Dezember beim Gänseschmaus im Coselpalais (v.l.): Carsten Weidling und Mutter Ingrid, Bruder Marcus und Lebensgefährtin Dinorah.  © privat
Das Grab von O.F. Weidling auf dem Dresdner Heidefriedhof.
Das Grab von O.F. Weidling auf dem Dresdner Heidefriedhof.  © Facebook/Carsten Weidling

Nach 40 Jahren ist O.F. Weidling noch immer in den Herzen der Dresdner!

O.F. Weidling scherzte vor Honecker & Co.

O.F.Weidling (l.) 1983 mit Künstlerin Gisela May und ihrem Pianisten in der Unterhaltungssendung "Treff mit O.F." des DDR-Fernsehens
O.F.Weidling (l.) 1983 mit Künstlerin Gisela May und ihrem Pianisten in der Unterhaltungssendung "Treff mit O.F." des DDR-Fernsehens  © Klaus Winkler

Kein Wunder, er moderierte in den 80er-Jahren die Talkshow "Treff mit O.F", den "Kessel Buntes" und eröffnete am 27. April 1984 den neuen Friedrichstadt-Palast - mit einem Skandal.

Er scherzte vor Honecker & Co. über Ausreisen und Güterversorgung. Dem vorn sitzenden SED-Wirtschaftsminister Günter Mittag missfielen die Pointen - Weidling wurde aus dem DDR-Fernsehen verbannt, mit Berufsverbot belegt.

Carsten Weidling (58) lebt heute mit seiner venezolanischen Freundin Dinorah in Budapest.
Carsten Weidling (58) lebt heute mit seiner venezolanischen Freundin Dinorah in Budapest.  © privat

Am 6. Januar 1985 verstarb Weidling im Alter von nur 60 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde auf dem Heidefriedhof in Dresden beigesetzt. In der Dresdner Albertstadt ist eine Straße nach ihm benannt.

Titelfoto: Fotomontage: Klaus Winkler/dpa//Klaus Winkler

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