Schauspieler trainiert für seine Rolle – hinter Gittern in Dresden

Dresden - Wer begibt sich schon freiwillig in Polizeigewahrsam? Einer schon: Schauspieler und "Unter uns"-Serienstar Ronald Spiess (54). In der Theaterproduktion "Achtsam morden" spielt Ron noch bis Sonntag in der Comödie Dresden einen Anwalt, der selbst Gefahr läuft, hinter Gittern zu landen.

Im Zentralen Polizeigewahrsam: Ronald Spiess (54) begibt sich freiwillig hinter Gitter.  © Holm Helis

"Deshalb wollte ich selbst mal eine Zelle sehen", lacht Ron. Er hat zwar schon mit Gene Hackman in "Class Action" (1991) gespielt, aber eingebuchtet war er auch vor der Kamera noch nie.

Polizeihauptkommissar Tobias Meier (45) schließt ihm in der Schießgasse eine Zelle auf.

Im Gebäude der Polizeidirektion Dresden sind auf zwei Etagen 25 vandalismussichere Zellen (5/10 qm) eingerichtet.

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Die Einrichtung ist überschaubar: Bank mit Matratze, Hocker, Hocktoilette, Klingelknopf, im Zellenvorraum ein Waschbecken. "Wer länger als 48 Stunden bei uns ist, wird in der größeren Zelle einquartiert - mit TV-Bildschirm im Zellenvorraum und Dusche", erklärt Meier.

Ron kann sich in Ruhe umsehen - im Zentralen Polizeigewahrsam ist gerade nicht so viel los.

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Polizeihauptmeister versichert: "Es ist bei uns nicht so gruselig wie in TV-Krimis"

Gürtel, Handy, Portemonnaie, Schmuck - alles landet im Karton, wird penibel aufgelistet und kommt dann ins Schließfach.  © Holm Helis

"Im Schnitt werden uns fünf, sechs Leute täglich gebracht", so Meier. "Sie bleiben durchschnittlich elf Stunden hier, bei häuslicher Gewalt können es auch mal 14 Tage werden."

Ein bisschen mulmig ist Ron schon, als das Gitter zuschlägt.

"Vorher wäre er natürlich erfasst worden. Die Personalien und Grund der Einlieferung müssen aufgenommen werden", so Meier. Dann muss im Effektenzimmer alles abgegeben werden - Jacke, Gürtel, Schmuck, Telefon, Geld - alles, was man bei sich trägt, landet im Schließfach der entsprechenden Zellennummer.

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Ron sitzt in Zelle 2315 ein. Vom Remmo-Clan mal abgesehen, ist er der wahrscheinlich prominenteste Insasse. "Aber Namen dürfte ich ohnehin nicht nennen", schüttelt Meier den Kopf.

Im 3-Schicht-System bemühen sich 25 Kollegen um eine menschenwürdige Verwahrung. "Es ist bei uns nicht so gruselig wie in TV-Krimis."

Der Schauspieler wird von Fachdienstleiter Tobias Meier (45) im Polizeigewahrsam "empfangen".  © Holm Helis

Und wie ist es im Theater? Da wird bis Sonntag (und dann wieder ab März) achtsam gemordet - schließlich will man einen Aufenthalt hinter Gittern tunlichst vermeiden ...

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