Sarrasani-Clown Raoul lüftet Familiengeheimnis: "Mein Vater liebte den Zirkus und schöne Frauen!"
Dresden - Er war das schwarze Schaf der Familie, die sich in der Szene der Bildenden Kunst bewegte. Vater Günter Schoregge (†2002) ein Maler - und der Sohn Raoul ein Clown? Wenn schon, dann sollte Raoul Schoregge (54) das Format eines Oleg Popow (†2016) haben, der weltberühmten russischen Clownslegende. Ein Picasso der Manege werden - nichts weniger!
"Dass ich auch als Clown in meiner Kunst ein hohes Niveau erreichen kann - das wollte ich meinem Vater beweisen", sagt Raoul Schoregge, der bis 14. Januar unterm Chapiteau der Sarrasani-Dinnershow "Showtime" das Publikum zum Lachen bringt.
"Oleg Popow war nicht nur mein großes Vorbild, ich habe auch mit ihm gearbeitet. Aber das hat mein Vater leider nicht mehr erlebt."
Doch nach dem Tod des Vaters machte Raoul eine erstaunliche Entdeckung: "Mein Vater war dem Zirkus gar nicht so abgeneigt, wie er immer tat. Ich fand auf das Jahr 1958 datierte Briefe von ihm an einen Freund, verziert mit Tänzerinnen, Elefanten, Löwen - und immer wieder schönen Frauen."
Fotografien lassen vermuten, dass Raouls Vater eine Liaison mit einem Zirkusmädchen in Paris unterhielt. "Er hat mir nie davon erzählt."
Günter Schoregge wäre stolz auf seinen Sohn!
Ein anderes Foto zeigt den Maler mit einer dunkelhäutigen Schönheit, die er porträtiert und die sich auch in einer Tuschezeichnung aus den 60er Jahren wiederfindet - ihr Titel: "Fahrendes Volk".
"Nicht ganz schlecht - das war das höchste Lob aus dem Munde meines Vaters. Es war nie gut genug. Doch als ich sein verborgenes Leben und seine Affinität zum Zirkus entdeckt habe, hat mich das ausgesöhnt. Heute glaube ich, dass ich vielleicht den Traum meines Vaters lebe. Dass ich das mache, was er sich nicht traute."
Günter Schoregge wäre stolz, könnte er den Applaus für seinen Sohn hören.
Titelfoto: Andreas Weihs