Restaurants zu, aber: Gastwirt lässt Azubis für die Heilsarmee kochen
Dresden - Lernen und dabei noch was Gutes tun.
"Dresden 1900"-Wirt Ricco Geithner (53) macht's möglich. Denn jeden Freitag krempeln drei Azubis in ihrem Ausbildungsbetrieb am Neumarkt die Ärmel hoch - und kochen für die Heilsarmee.
70 Gänsekeulen brutzelten Freitagvormittag im Ofen. Rosenkohl und Serviettenknödel wurden zubereitet.
Alles unter den strengen Augen von Küchenchef Alexander Klamt (48): "Auch wenn das Restaurant geschlossen ist, soll die Ausbildung nicht darunter leiden. Die Azubis brauchen praktische Erfahrung."
Und die Lebensmittel, die für das Advents- und Weihnachtsgeschäft eingekauft wurden, müssen verbraucht werden. "Ich will meine Kühlzellen leer haben", lacht Klamt.
Anderen ist das gerade recht. Punkt 12 Uhr fährt ein Kombi vor. Rosemarie Scharf (59), Leiterin der Heilsarmee Dresden, holt das Mittagessen ab.
"Zu Hause ist mir langweilig"
"Der Bedarf nimmt leider zu. Vor zehn Jahren haben wir wöchentlich 750 Portionen ausgeteilt. Jetzt sind es 2500. Wir versorgen den Tagestreff und ein Wärmezelt in Reick sowie die Essenausgabe in der Mathildenstraße. Und wir fahren dreimal pro Woche zu Obdachlosen in die Neustadt."
Gern trägt Koch-Azubi Daniil Shevchenko (18) die Essenskisten zum Auto. "Ich bin froh, dass ich einmal, manchmal zweimal in der Woche die anderen Azubis treffe. Zu Hause ist mir langweilig.
Und so vergesse ich nicht, was ich gelernt habe." Ähnlich den Koch-Azubis frischen donnerstags die vier Auszubildenden im Service ihre Kenntnisse in Restaurant auf.
"Sie üben dann etwa das Eindecken", erklärt Restaurantleiterin Claudia Worowsky (38).
Titelfoto: Petra Hornig