Alter Leipziger Bahnhof wird geräumt: So reagieren die Betroffenen

Dresden - Der Alte Leipziger Bahnhof (ALB) wird zum 31. März geräumt. Damit wird einem der wenigen Freiräume für Kunst und Kultur in Dresden der Garaus gemacht.

Zum 31. März wird der Alte Leipziger Bahnhof geräumt.
Zum 31. März wird der Alte Leipziger Bahnhof geräumt.  © Thomas Türpe

Anwohner-Beschwerden über Lärmbelästigung und mangelnde Verkehrssicherheit sind Gründe, die vom Eigentümer "Globus Holding GmbH und Co. KG" zur Kündigung der Mietverträge angeführt worden sind.

Die Bewohner vom Wagenplatz verlieren ihren Lebensraum, die Mieter der Garagen neben der Synagoge ihren Arbeitsraum, die Künstler aus der "Hanse 3" Ateliers.

Johannes Schoenecker (35) hat in einer der Garagen seit 2019 seine Werkstatt, repariert hier Autos oder schweißt Bühnenbilder für Theaterstücke: "Mir war bei all dem Müll schon klar, dass das kommen wird." Der Umzug werde ein Kraftakt, aber eine neue Werkstatt habe er bereits in Sicht.

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Anders bei Jenny Richter (37), die mit fünf Freunden in einem Zelt-Dorf auf dem freien Areal des ALB dicht hinter der Synagoge lebt: "Zwei Wagen sind schon weg. Ich weiß einfach nicht, wo ich hin soll mit meinem Hund", sagt die Bewohnerin niedergeschlagen.

Johannes Schoenecker (35) muss sich eine neue Werkstatt suchen.
Johannes Schoenecker (35) muss sich eine neue Werkstatt suchen.  © Thomas Türpe
Jenny Richter (37) weiß nicht, wohin sie nun mit ihrem Hund soll.
Jenny Richter (37) weiß nicht, wohin sie nun mit ihrem Hund soll.  © Thomas Türpe

Künstler verzweifelt: "Habe geheult!"

Künstler David Adam (54) ist verzweifelt.
Künstler David Adam (54) ist verzweifelt.  © Thomas Türpe

In Gebäude der "Hanse 3" haben mehrere Vereine Obdach gefunden. David Adam (54) ist einer von 50 Künstlern, die hier ihre Ateliers haben: "Ich habe erst mal geheult, habe gar keinen Plan gerade. Alles eintüten oder wegwerfen vielleicht", so Adam verzweifelt.

Denn noch vergangenes Jahr glaubten sich die Künstler aus der "Hanse 3" sicher, investierten aus eigener Tasche Geld für Dachsanierung und Wasseranschluss.

Auch im Bewusstsein dafür, dass am 31. März alles geräumt sein muss, wird noch die Eingangstür repariert: "Dieser Raum ist sehr gut genutzt und hat unendlich viel Potenzial, wir müssen ihn retten."

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Vergangene Woche haben sich die Vertreter der bedrohten Vereine zusammengesetzt. Darunter auch Paul Elsner (54) vom Sozialprojekt der "Ständigen Vertretung": "Wir sehen uns klar als Opfer einer Situation, die wir nachvollziehen können. Wir sind die falschen Adressaten. Wir sehen uns als Teil der Lösung, nicht des Problems."

Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe

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