Dresden - Bei der Dresdner Philharmonie beginnt eine neue Ära, nämlich die des neuen Chefdirigenten Sir Donald Runnicles (70). Die Saison 2025/26, die am Dienstag im Kulturpalast vorgestellt wurde, ist seine erste im Amt.
Er sei "sehr ungern ein Gastdirigent", so Runnicles, hinsichtlich seiner neuen Position als Chefdirigent, er lege "viel Wert auf Beziehungen".
Die Philharmonie sei ein "wunderbares Orchester", und er freue sich auf die gemeinsame Arbeit. Frauke Roth (58), die Intendantin der Philharmonie, sei "ein Schatz", ergänzte der Dirigent: "Was sie hier inspiriert, ist ziemlich einmalig in der Welt."
Ein Statement inniger Sympathie und möglicherweise indirekte Hilfestellung in einer anbrechenden Diskussion um den neuen Vertrag Roths und dessen finanzieller Ausstattung.
"Neue Welten" ist das Motto der kommenden Spielzeit, dabei gehe es "very british" zu, heißt es, nicht allein wegen des neuen Chefdirigenten aus Schottland, sondern auch des Programms und einiger Gastkünstler.
Sir James MacMillan (65) wird Composer in Residence und als solcher mit dem Orchester sowie den Philharmonischen Chören arbeiten, Anna Lapwood (35) residiert als Palastorganistin, aufgeführt werden Werke unter anderem von Vaughn Williams, William Walton, Gustav Holst, Benjamin Britten und anderen britischen Tonsetzern.
Zusammenarbeit mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden steht bevor
"Stars am Klavier" ist der Titel einer neuen Konzertreihe, die große Namen anklingen lässt: Boris Giltburg führt die Reihe an, er fungiert als Artist in Residence, außerdem werden Vikingur Ólafsson, die Brüder Lucas und Arthur Jussen und Grigory Sokolov auftreten.
Weitermachen will man in der konzertanten Aufführung von Opernwerken, diesmal "Elektra" von Richard Strauss, dirigiert von Sir Donald Runnicles, der fünf Konzertprogramme leiten wird und eine Tournee nach Asien.
Weitere Höhepunkte der Saison dürften im Rahmen des Gedenkjahres "80 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg" die Uraufführung der Literaturbearbeitung "Der Reisende" nach dem Roman von Ulrich Alexander Boschwitz - ein Melodram für Sprecher (Ulrich Noethen, Birigit Minichmayr), Gesangssolisten und Orchester - am 9. November sein.
Ebenso zum 13. Februar die Zusammenarbeit mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) bezüglich deren Ausstellung zum 70. Geburtstag des südafrikanischen Künstlers William Kentridge - "Kentridge und Schostakowitsch" heißt das dazugehörige Konzertprogramm, Bezug nehmend auf den Film "Oh To Believe in Another World" des Künstlers über die 10. Sinfonie des Komponisten, dirigiert vom ehemaligen Chefdirigenten Michael Sanderling.
Einsparungen im Kulturbereich überschatten neue Saison
Die neue Saison findet statt vorm Hintergrund bevorstehender Mittelkürzungen im städtischen Doppelhaushalt 2025/26. Fünf Millionen Euro sollen im Bereich Kultur eingespart werden. Sie sehe noch "Korrekturbedarf", so Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (47, Linke), adressiert an den Stadtrat.
In den Bereich Finanzen fallen auch die Verhandlungen von Intendantin Frauke Roth um einen neuen Vertrag. Roths Vertrag endet Ende der kommenden Spielzeit und soll bis 2031 verlängert werden, mit erheblich höherem Salär. Von derzeit 180.000 Euro jährlich soll dieses einem Bericht von Sächsische.de folgend zweistufig bis auf 264.000 steigen. Nicht allen im Stadtrat ist das angesichts der knappen Kassen einsichtig.
Die Kulturbürgermeisterin indes verteidigt das mit der Intendantin verhandelte Resultat. Roth habe das Orchester und den neuen Konzertsaal im Kulturpalast auf besondere Weise profiliert, was den neuen Vertrag rechtfertige, so Klepsch - sie werbe daher im Stadtrat um Zustimmung.