Dresdnerin Paula Modersohn-Becker: Ein kurzes Leben wie aus einem Film
Dresden - Dresdens reiche Geschichte wäre ohne Frauen undenkbar. Über Jahrhunderte wirkten sie mit am Werden der Stadt - vielfach in aller Bescheidenheit. Sie waren Erfinderinnen, Entdeckerinnen, Künstlerinnen. Sie gingen ihren Weg, weil sie an sich glaubten oder einfach stärker waren als die Zeitgenossen. Manche haben sich der Öffentlichkeit für immer eingeprägt. Heute im Porträt: Malerin Paula Modersohn-Becker (1876-1907).
Was für ein Künstlerdasein! Tragisch und bezaubernd zugleich, voller Sehnsüchte und Erfüllung. Das Leben der Paula Modersohn-Becker könnte direkt aus einem Film stammen.
Modern, freiheitsliebend, eigensinnig, hartnäckig - es sind viele Attribute, die auf diese Frau zutreffen, deren Wiege in Dresden stand. Paula wurde in ein gutbürgerliches Elternhaus hineingeboren: der Vater ein Ingenieur, die Frau Mutter aus Adelskreisen. Man residierte in der Friedrichstädter Schäferstraße 59. 1888, da war Paula zwölf, zog die Familie nach Bremen.
Als junge Frau schloss sie zunächst ein Studium zur Lehrerin ab, wandte sich aber bald der Malerei zu. Ein mutiger Entschluss, wie Kunsthistorikerin Cornelia Hagenah betont: "Um 1900 wurden Frauen als 'Malweiber' belächelt, eine Ausbildung an Kunstakademien gab es erst ab 1919. Paula nimmt jedoch privaten Malunterricht bei Fritz Mackensen, einem der Worpsweder Maler der ersten Generation."
Die Künstlerkolonie Worpswede in Niedersachen soll zweite Heimat werden. Ihr Mann, Otto Modersohn (1865-1943), gehörte zu den Mitbegründern dieses Refugiums.
Leben von Paula Modersohn-Becker wurde verfilmt
"Sie widersetzt sich den gesellschaftlichen Konventionen und malt sogar nach ihrer Hochzeit weiter", so Hagenah. "Sie wollte den Impressionismus besiegen. Paula sucht nach neuen Ausdrucksformen und stößt während ihrer Paris-Aufenthalte auf Werke von Cezanne, Gaugin und van Gogh. Heute wird sie als Vorreiterin des Expressionismus eingeordnet."
Als bedeutendes Werk gilt unter anderem ein Selbstbildnis, in dem sie sich als Akt malt. Kunsthistorikern zufolge ist es das erste dieser Art und wird als Inbegriff der Emanzipation bezeichnet. Dass Paula das Leben auskostete, mag auch in einer traumatischen Dresden-Erinnerung begründet sein: Beim Spielen wurde sie mit anderen in einer Sandgrube verschüttet, nicht alle Kinder überlebten.
Paula starb jung, mit nur 31 Jahren. Sie hinterließ 750 Gemälde sowie rund 1000 Zeichnungen. Einen Film über die Künstlerin gibt es übrigens tatsächlich: Regisseur Christian Schwochow drehte 2018 "Paula", in der Hauptrolle die Schweizerin Carla Juri.
Und es gibt einen Paula Modersohn-Becker-Kunstpreis. Er wurde gerade zum siebten Mal vom Landkreis Osterholz ausgelobt, zu dem Worpswede gehört.
"Der Preis versteht sich als ein lebendiges, sich schöpferisch weiterentwickelndes Denkmal für diese außergewöhnliche Künstlerin und die Impulse, die sie gegeben hat", heißt es vom Landkreis.
Titelfoto: Bildmontage: imago/Historical Views/dpa/Ingo Wagner