Ostern im Dresdner Volkskunst-Museum: Frauen machen Männel und Männer eiern rum
Dresden - Unten die Männer, oben die Frauen, so ist die neue Doppelausstellung im Volkskunst-Museum sortiert, bestehend aus den Schauen "Ostern im Jägerhof" und "Frauen machen Männel".

"Ostern im Jägerhof" hat Tradition, jedes Jahr eine Ausstellung, in deren Mittelpunkt stets Ostersträuße und Ostereier stehen, von sächsischen Volkskünstlern gestaltet. "Männer eiern rum", ist der inoffizielle Titel der Schau, insofern deren Stücke hauptsächlich von Männern geschaffen wurden.
Wie dominant die Kerle in der sächsischen Volkskunstbranche sind, lässt sich an folgenden Zahlen ablesen, die Museumsdirektorin Kathi Loch bei der Ausstellungs-Präsentation am Donnerstag erläuterte: "Von 1620 Werken in unserer Dauerausstellung sind überhaupt nur 487 namentlich einem Künstler oder einer Künstlerin zugeordnet, davon nur 36 Werke sind von Frauen."
Ein Missverhältnis, obendrein ungerecht, so Loch, weil nicht selten Volkskunst von Ehepaaren hergestellt worden sei, der Anteil der Frauen in der Provenienz aber verschwiegen wurde.
Die Ostereier der Ausstellung zieren die Ostersträuße oder finden sich gesondert in Vitrinen. Zu sehen sind Eier kunstvoll gestaltet etwa in Occhi-Textiltechnik oder in unterschiedlicher Weise bemalt.
So verewigte der Künstler Georg Arndt in architektonischer Gestaltung den Kulturpalast und den Jägerhof auf Gänseeiern, bemalte der Dresdner Künstler und Galerist Holger John (65) 2022 zehn Eier, die, vom Museum angekauft, zwei Ebenen in einer Vitrine schmücken. Vom Erdgeschoss bis in die erste Etage erstreckt sich die Osterschau.

"Männel" sind nicht zwingend Männer

Die zweite Etage ist den Frauen vorbehalten, den Handwerkerinnen und Künstlerinnen, etwa einem Dutzend von ihnen, die ausführlich mit Werk, Fotografie und biografischem Text vorgestellt werden, in der äußeren Anmutung ergänzt von Handwerkstischen, um eine Arbeitssituation anzudeuten.
"Frauen machen Männel" heißt die Ausstellung, mit erzgebirgischen Schnitzfiguren. Kunstwissenschaftlich definiert sei der Begriff "Männel" nicht, sagt Kathi Loch, wohl folgt er als Oberbegriff dem erzgebirgischen Sprachgebrauch. So müssen Männel nicht zwingend Männer sein, Frauen- und Kinderdarstellungen fallen in gleicher Weise darunter.
Zu den bekanntesten Volkskünstlerinnen gehört Auguste Müller, geboren (1847) und gestorben (1930) in Seiffen, die "Müllergustl", die nicht allein einzelne Figuren schnitzte, sondern ganze Tableaus von Figuren und in Alltagsszenen zueinander stellte. Soziales Leben scheint darin bildhaft auf.
Milda Langer (1892-1981), auch aus Seiffen, mit ihrer Kunst hervorzuheben, ist der Ausstellung ein besonderes Anliegen, stand sie zu Lebzeiten und auch danach meist im Schatten ihres Mannes Richard Langer, der als einer der bekanntesten Seiffener Männelmacher gilt. Doch arbeitete er stets mit seiner Frau im Verbund. Ihren Anteil arbeitet die Schau heraus.
Ausstellungen bereits geöffnet
Volkskunst ist nicht allein eine Sache der Vergangenheit. Aus der Tradition zielt die Schau in die Gegenwart, personifiziert in Friederike Curling-Aust, geboren 1976. Für die Ausstellung hat die Volkskünstlerin drei beschädigte Holzplatten von Auguste Müller aus den 20er-Jahren mit Figurenschnitzereien neu gestaltet. Eine Verbeugung des Heute vorm Gestern.
Geöffnet sind die Ausstellungen bis 27. April ("Ostern im Jägerhof") beziehungsweise 19. Oktober ("Frauen machen Männel").
Titelfoto: Eric Münch