Operetten-Primadonna verdankt Karriere ihrer Oma Margot
Dresden - "Ohne meine Oma würde ich heute nicht auf der Bühne stehen" - voller Dankbarkeit fiebert Sängerin Steffi Lehmann (39) der morgigen Premiere von "Clivia" in der Staatsoperette entgegen. Es ist ihre 15. große Rolle, die die Primadonna seit 2019 am Haus übernimmt.
Im Publikum wird dann auch Oma Margot (88) sitzen. "Sie kommt zu jeder meiner Premieren von Kamenz nach Dresden. Sie wollte früher selbst gern Operettensängerin werden, doch der Weltkrieg kam ihr dazwischen", erzählt Steffi Lehmann.
"Oma fand eine andere Bühne, sie war 30 Jahre lang Bürgermeisterin. Als Kind habe ich mit ihr Musikfilme mit Marika Rökk angeguckt. Sie hat mit mir die Studienbewerbung geschrieben, mich zu allen Vorstellungsterminen begleitet, mir zur Aufnahmeprüfung Essen gebracht."
Oma Margot ist mit Gold nicht aufzuwiegen - ebenso wenig wie ihre heiße Ingwer-Honig-Zitronenmischung gegen Halsschmerzen.
"Ich hoffe, sie kann noch viele Operetten mit mir erleben", wünscht sich die attraktive Sopranistin.
Sängerin Steffi Lehmann erwartet im Juni die nächste Premiere
Zuerst kann Oma Margot ihr am Samstag im Operettenspaß "Clivia" von Nico Dostal Beifall zollen. Ihre Enkelin brilliert in der Hauptrolle, legt sogar einen Revuetanz hin und schwelgt in acht Kostümen.
"Es ist einfach ein schwungvolles Stück mit viel Bewegung. Ich liebe die Musik von Dostal", schwärmt Steffi Lehmann. Zufall oder Schicksal: 2013 gewann die Sängerin den Nico-Dostal-Wettbewerb in Österreich - mit der "Clivia".
Nach der exotischen Liebesgeschichte um Clivia steht für Steffi Lehmann am 1. Juni die nächste Premiere ins Haus. In "La Bohème" singt sie die "Mimi", die weibliche Hauptrolle. "Endlich darf ich mal wieder sterben", schmunzelt Steffi Lehmann. Und ergänzt ganz im Ernst: "Das ist auf der Bühne etwas ganz Besonderes, etwas sehr Emotionales und Ergreifendes."
Oma Margot wird sich dann wohl mit Taschentüchern bewaffnen müssen, wenn Mimi auf der Bühne an Schwindsucht stirbt.
Titelfoto: Bildmontage: Privat, Staatsoperette/Pawel Sosnowski