Ob Barock-Residenz oder Theaterbühne: Schloss Übigau ist nicht kaputtzukriegen
Dresden - Das Dresdner Residenzschloss oder die Elbschlösser Albrechtsberg, Lingnerschloss und Schloss Eckberg kennt wohl jeder. Doch wusstet Ihr, dass in und um Dresden weit über hundert weitere Herrscherhäuser stehen, umrankt von zahllosen Geschichten und Legenden? TAG24 hat sich für eine neue Serie auf die Spur dieser weitgehend geheimnisvollen und fast vergessenen Seite von Dresden gemacht. Schlösser, Burgen, Rittergüter - lasst Euch überraschen.
Kaiserin Elisabeth (1691-1750), Gemahlin Karl VI. (1685-1740), feierte hier im August 1727 ihren Geburtstag und Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) wurde im Jahr darauf an diesem Ort als Gast empfangen.
Schloss Übigau gehörte zu den Lustschlössern Augusts des Starken (1670-1733), war später Ort der Erfindungen, Gaststätte, Sitz eines Dampfkesselbaubetriebs. Der Zahn der Zeit hat an der barocken Pracht genagt. Doch langsam tut sich etwas.
Gerade wurden die Treppen am Eingang und an der Rückseite des Schlosses saniert, die Fenster im Erdgeschoss und ersten Stock sind ebenfalls restauriert worden.
Im Innern werden Wandgemälde in enger Abstimmung mit der Denkmalschutz-Behörde freigelegt - ein Motiv mit dem Titel "Aus dem 17. Jahrhundert" erscheint zentimeterweise hinter bröckelnden Putzschichten.
"Es ist ein anstrengendes Vorhaben, aber ich habe es nie bereut", sagt Olaf Maatz (54), Chef der Elbschloss Übigau GmbH, die Betreiber ist.
Sanierung des Schloss Übigau soll fünf Millionen Euro kosten
Genutzt wird das Schloss derzeit vom Sommertheater der Comödie, dessen Chef ebenfalls Maatz ist. Eigentümer ist seit 2017 Frank Bertram, Chef der Bertram Grundbesitz GmbH.
Die Fenster zahlte der Eigentümer, für den Bau einer großen Terrasse kam Maatz auf.
Weil das Schloss ein Flächendenkmal ist, muss vieles mit der Stadt abgesprochen werden. Im September stehen die nächsten Gespräche an.
Fünf bis zehn Jahre, schätzt Olaf Maatz, könnte die Sanierung noch dauern und etwa fünf Millionen Euro kosten. Am Ende soll das Palais als Kunst- und Kulturschloss dienen, mit Gastronomie.
August den Starken hätte das gefreut. Er wollte damals dieses Schloss unbedingt als Sommersitz und kaufte es noch vor seiner Fertigstellung 1726 seinem Kabinettsminister Jacob Heinrich von Flemming ab, der es sich gerade von Johann Friedrich Eosander Freiherr Göthe (1669-1728) hatte erbauen lassen (der auch am Berliner Stadtschloss mitgewirkt hat).
Die Summe, die August bot, soll enorm gewesen sein. Doch wie so oft verlor der Kurfürst irgendwann wieder das Interesse an dem Schloss und schenkte es seinem Sohn. Noch seine Enkel nutzten es als Jagdschloss.
Schloss Übigau hatte schon viele Besitzer
Die Zeitläufe setzten dem Palast zu. Nachdem Napoleons Truppen 1813 vor der Schlacht bei Dresden hier einquartiert wurden und das Schloss geplündert hatten, wurde Industriegeschichte auf Schloss Übigau geschrieben: 1836 zog die Maschinenbauanstalt Übigau ins Schloss.
Auf dem Grundstück wurde 1837 das erste sächsische Personendampfschiff, die "Königin Maria", und 1839 die erste deutsche Dampflok, die "Saxonia", gebaut. Chef war kein Geringerer als der Ingenieur Johann Andreas Schubert (1808-70), der die erste Etage des Schlosses bewohnte.
Nach weiteren Besitzerwechseln fanden 1945 Ausgebombte hier ein Dach über dem Kopf. Seit 1947 diente das Schloss bis 1990 dem VEB Dampfkesselbau Übigau als Verwaltungssitz.
Dann stand das Schloss jahrelang leer. Der Verkauf zog sich bis 1999. Auch danach folgten mehrere Besitzerwechsel. Doch anstelle der dringenden Sanierung verfiel der Adelssitz zusehends.
Doch Schlossfreunde blieben nicht untätig: 2005 gründete sich eine Bürgerinitiative, 2009 ein Förderverein, die sich für den Erhalt einsetzten. 2008 bis 2016 gab es eine Sommerwirtschaft auf Schloss Übigau.
Titelfoto: Norbert Neumann