Neue Sonderschau im Militärhistorischen Museum: Wer ist eigentlich Barclay de Tolly?

Dresden - Zwischen 1812 und 1814 war der russische Feldmarschall Michael Andreas Barclay de Tolly (1761-1818) einer der wichtigsten Gegenspieler Napoleons. Er war federführend am Untergang des Franzosen, doch sein Name geriet bald in Vergessenheit. Das Militärhistorische Museum (MHM) in Dresden widmet ihm die Sonderausstellung "Napoleon muss untergehen - Barclay de Tolly mit Feder und Schwert".

Die Kuratoren Erik Zimmermann (44, 2.v.l.) und Gerhard Bauer (61) zwischen Modellen von Napoleon und Barclay de Tolly.  © Thomas Türpe

Die Schau solle die positive Bilanz des Museums steigern helfen, sagt Oberstleutnant Rudolf Schlaffer, MHM-Direktor.

2023 hatte man rund 400.000 Besucher verzeichnet, bei einfacher Zählung, in diesem Jahr bereits mehr als 300.000 Besucher.

Nun wolle man dem Publikum den Namen Barclay de Tolly nahebringen. Schlaffer: "Als uns 2021 sein Nachlass angeboten wurde, kannte ich ihn selber nicht." Doch gilt er als einer der wichtigsten Protagonisten der Napoleonischen Kriege.

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Die Kabinettsausstellung wurde komplett aus eigenen Mitteln gestaltet, als Beitrag auch zur Forschung über die damalige Zeit.

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Minischlachtfelder sollen Inhalte illustrieren

Dieses Zinnfigurendiorama illustriert eine Schlacht vor Moskau.  © Thomas Türpe

Rund 200 Dokumente umfasst das Konvolut aus dem Nachlass des Feldmarschalls, der als Kommandeur der größten russischen Armee mit defensiver Strategie die Grande Armée Napoleons tief ins Land zog und schließlich als Oberbefehlshaber der russisch-preußischen Truppen 1814 in Paris einmarschierte, was Napoleons Untergang besiegelte.

"Die Dokumente sind in der Tat ein Schatz", so Gerhard Bauer, wissenschaftlicher Leiter des MHM. Sie bestehen aus persönlichen Briefen, abgefangenen Depeschen, Geheimpapieren.

Da diese allein für das Publikum zu unattraktiv seien, werden die Inhalte mit Dioramen illustriert. Minischlachtfelder, für die Tausende Zinnsoldaten handbemalt wurden. Zusätzlich sind Kunstwerke, Waffen, Uniformen zu sehen, in einem Stabszelt können Besucher verschlüsselte Codes knacken.

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"Achtmal standen sich Napoleon und Barclay gegenüber", sagt Kurator Erik Zimmermann. Allerdings nie persönlich.

Einer der Gründe, weshalb man den Deutschbalten mit schottischen Wurzeln vergaß, lag laut Zimmermann an seinem Namen, der nicht russisch klingt. So wurden andere zu Nationalhelden.

Die Ausstellung läuft ab dem heutigen Freitag bis Ende 2025.

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