Geplant sind Café, Billardzimmer und Weinkeller: Multi-Gastronom holt Villa aus Dornröschenschlaf

Radebeul - 30 Jahre stand die Villa Kolbe in Radebeul leer, dämmerte in einem an der Bausubstanz zehrenden Dornröschenschlaf vor sich hin. Jetzt wird sie wachgeküsst - nicht vom einem Prinzen, sondern vom Dresdner Gastro-Profi René Kuhnt (54, T1, Kulturwirtschaft).

Die über 100 Jahre alte Villa Kolbe umgibt ein über 9000 Quadratmeter großer Park mit 30 alten Bäumen.  © Holm Helis

Dessen öffentlichkeitsfreundliches Nutzungskonzept überzeugte den Stadtrat, die denkmalgeschützte Villa samt Park an Kuhnt und nicht an Immobilienspekulanten zu verkaufen.

"Es fehlt nur noch die Unterschrift vom Notar", freut sich Kuhnt. Kaufpreis 300.000 Euro. Ein Taschengeld gegenüber dem Betrag, den die Sanierung kosten wird. "Sie wird mit drei bis sechs Millionen Euro veranschlagt."

Bereits seit Oktober verwandelt sich das verwilderte Grundstück an der Meißner Straße.

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Kuhnt ging mit 250.000 Euro in Vorleistung: rodete Wildwuchs, legte Beete, Wasserfall und historische Wege frei, ersetzte Teile des schmiedeeisernen Zaunes und der Sandsteinsäulen, begann mit der Dachsanierung, sicherte das Anwesen vor weiterem Verfall.

"Täglich bleiben Passanten stehen, erzählen mir Geschichten zum Haus, sind dankbar, dass hier endlich was passiert."

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Wirt René Kuhnt legt bei der Sanierung der Villa selbst Hand an - in guter Tradition: Kolbe, Kohlmann, Kuhnt.  © Holm Helis
Diese Säulen gehören zum Billardzimmer, das über das künftige Café zu erreichen ist.  © Holm Helis

Villa Kolbe soll künftig auch Mietwohnungen beherbergen

Stuck an der Decke - aber auch Graffiti an den Wänden. Im Inneren der Villa wartet jede Menge Arbeit.  © Holm Helis

Im Erdgeschoss der Villa lädt künftig ein Sonntags-Café mit Terrasse und Cateringküche ein. Das alte wird zugleich das neue Billardzimmer, gleich neben dem Weinkeller. "Zum Tag des offenen Denkmals im September will ich den ersten Kaffee ausschenken", verspricht Kuhnt.

Theater, Konzerte, Lesungen und Ausstellungen sollen hier stattfinden, etwa 70 Prozent des Parks mit 130-jährigen Eichen und Buchen öffentlich zugänglich sein.

Kuhnt plant außerdem, vier bis fünf Mietwohnungen in die Villa einzubauen, ins abseits gelegene Gartenhaus sollen eine Physiotherapie und Feriengäste einziehen. "Die ehemalige Orangerie werde ich für mich zum Wohn-Atelier ausbauen."

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Wer das Bistro "T1" oder den Gasthof Rennersdorf kennt, weiß um Kuhnts Liebe zum Detail. Es juckt ihn in den Händen, Schmuckelemente auf dem Dach, große Holztüren, gigantische Fahnenstangen und Bodenfliesen von Villeroy & Boch aufzuarbeiten.

Zu DDR-Zeiten eingezogene Wände bricht er mit dem Vorschlaghammer aus - "das ist mein Morgensport". Und für Radebeul ein großes Glück!

Die Holzvertäfelung ist noch erhalten, der Kamin wird wieder eingebaut.  © Holm Helis

Die Villa des Säure-Erfinders

Das historische Foto zeigt: So prächtig sah die Villa Kolbe 1897 aus.  © wikipedia

Die Villa Kolbe wurde 1890 nach Entwürfen des Berliner Architekten Otto March im Stil der Neorenaissance erbaut.

Auftraggeber war der Chemiker Carl Kolbe (1855–1909). Er wurde durch die Herstellung von Salicylsäure (Ausgangsstoff für Aspirin) in der weltweit ersten Arzneimittelfabrik in Radebeul reich.

Nach seinem Tod wechselten die Besitzer mehrfach, 1920 zog der Chirurg Anton Johannes Kohlmann (1886–1949) samt Klinik ein. Bis in die 70er-Jahre blieb die Villa im Besitz der Familie, wurde als Außenstelle des Kreiskrankenhauses, später als Orthopädie und Werkstatt des Vereins Lebenshilfe genutzt.

Seit 1995 stand das Haus leer. 2024 übertrug die Eigentümergemeinschaft, die einen 12-Wohneinheiten-Neubau errichten wollte, wegen nicht erreichbaren Baurechts die 66-Zimmer-Villa samt 9100 Quadratmetern Park an die Stadt.

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