Mitten in Freital: Hier hält die DDR die Fahne hoch

Freital - Nanu, was ist denn in Freital los? Mitten vorm Bahnhof Deuben steht neben dem offiziellen Mast (mit Info-Tafel der Deutschen Bahn und VVO) eine Fahnenstange mit Flagge der Deutschen Demokratischen Republik.

Klaus Hofmann (78) arbeitete zu DDR-Zeiten viele Jahre als Serviermeister bei der Mitropa.
Klaus Hofmann (78) arbeitete zu DDR-Zeiten viele Jahre als Serviermeister bei der Mitropa.  © Holm Helis

In vier Metern Höhe weht gut sichtbar das Staatswappen der DDR mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz.

Passanten, Zug- und S-Bahnfahrer wundern sich schon seit längerem über die DDR-Fahne. Doch sogar Einheimische und die Deutsche Bahn können sich nicht erklären, was es damit auf sich hat. Verboten ist sie nicht.

Des Rätsels Lösung verbirgt sich nebenan im ehemaligen Bahnhofsgebäude. Das gehört Klaus Hofmann (78), der darin nicht nur sein Umzugs- und Entrümpelungsunternehmen "Rumpelmännchen" betreibt. Einige Räume dienen auch seiner Sammel-Leidenschaft, welcher der frühere Serviermeister nachgeht.

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"Ich habe 30 Jahre bei der Mitropa gearbeitet", sagt der alte Meister. Neben historischem Geschirr will er auch gute Erinnerungen an die alte Zeit bewahren. "Auch wenn ich nicht in der Partei war", sagt er dazu.

Und so sammelte er auch bei Haushalts-Auflösungen weitere DDR-Stücke ein: Bilder von Erich Honecker (1912-1994), FRÖSI-Kinderhefte, Streichhölzer ("Sicherheits-Zündwaren") oder Radios. Aber auch aus der Kaiserzeit hat er noch Objekte wie einen Duden aus dem Jahr 1910 ("Deutsches grammatisch-orthographisches Nachschlagebuch").

Auch viele FRÖSI-Kinderhefte befinden sich in seiner Sammlung.
Auch viele FRÖSI-Kinderhefte befinden sich in seiner Sammlung.  © Holm Helis
Die DDR-Fahne vorm Bahnhof Freital-Deuben gehört Hofmann, der das ehemalige Bahnhofsgebäude mit Grundstück gekauft hatte.
Die DDR-Fahne vorm Bahnhof Freital-Deuben gehört Hofmann, der das ehemalige Bahnhofsgebäude mit Grundstück gekauft hatte.  © Holm Helis
Sicherheits-Zündwaren fanden sich bei einigen Haushaltsauflösungen.
Sicherheits-Zündwaren fanden sich bei einigen Haushaltsauflösungen.  © Holm Helis

Zwischenzeitlich hatte Hofmann im Gebäude neben seinem kleinen DDR-Museum auch eine Gaststätte betrieben, Regale mit Mitropa-Gläsern bestückt. Auch die DDR-Fahne hing er vorm Bahnhof auf. Doch noch vor der Pandemie gab er die Gastro auf, verpachtete dann Räume für den Betrieb eines Corona-Testzentrums.

"Darum musste ich viele DDR-Objekte auch in den Keller verlagern, teils in Kisten packen", bedauert der Sammler. Er plane aber, sein DDR-Museum nach Corona wieder zum Leben zu erwecken.

Titelfoto: Holm Helis

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