Melli Beese: Pionierin der Lüfte aus Laubegast

Dresden - Dresdens reiche Geschichte wäre ohne Frauen nicht denkbar. Über Jahrhunderte wirkten sie mit am Werden der Stadt, vielfach in aller Bescheidenheit. Manche haben sich der Öffentlichkeit für immer eingeprägt.

Melli Beese war die erste deutsche Pilotin und Fluglehrerin.
Melli Beese war die erste deutsche Pilotin und Fluglehrerin.  © picture alliance / ullstein bild / Haeckel Archiv

Sie waren Erfinderinnen, Entdeckerinnen, Künstlerinnen. Sie gingen ihren Weg, weil sie an sich glaubten oder einfach stärker waren als die männlichen Zeitgenossen. Heute im Porträt: Fliegerin Melli Beese (1886-1925).

Sie war die Frau ohne Nerven, die technisch Versierte, die Durchsetzungsstarke - Melli Beese. In unseren Tagen würde sie als Stuntfrau oder Extremsportlerin arbeiten. Doch zu ihrer Zeit war diese Pionierin einfach eine Unerhörtheit.

Bildhauerin. Zumindest Bildhauerin. Weil Frauen im frühen 20. Jahrhundert der Weg an die deutschen Universitäten und Hochschulen noch nicht geebnet ist, studiert Amelie Hedwig Beese aus Dresden-Laubegast zunächst Bildhauerei in Stockholm.

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Dann aber, im Jahr 1909, liest die Tochter aus gutem Hause, Melli genannt, vom neuesten technischen Wunder in Amerika: die Gebrüder Wright fliegen Motormaschinen. Melli ist elektrisiert, denn mit Amalie Hoeppner sorgt gerade eine andere Sächsin als erste Frau im Deutschen Reich mit bestandener Führerschein-Prüfung für Furore.

Melli überzeugt ihre Lieben daheim, dass sie am Vorläufer der TU Dresden Gasthörerin wird. Die Vorlesungen, die sie besucht, umfassen Mathe, Schiffsbau - und das Flugwesen.

1911 erlangt Melli Beese als erste Frau in Deutschland eine Pilotenlizenz

In Dresden-Laubegast ist heute eine Straße nach der mutigen Frau benannt.
In Dresden-Laubegast ist heute eine Straße nach der mutigen Frau benannt.  © Eric Münch

Doch grau ist alle Theorie, schwarz-weiß das männliche Denken im Reich. Melli blitzt mit ihrer Bewerbung als Flugschülerin bei den Berliner Albatros-Werken ab. Sie geht in die Schweiz, wo sich eine Flugschule weniger verbohrt gibt. Die Ausbildungskosten von 4000 Mark stemmte Vater Beese, ein Architekt.

Zum Vergleich: das durchschnittliche Jahresgehalt in Deutschland lag damals bei 2000 Mark.

Trotz Flugzeugabsturz, Wechsel der Flugschule, Sabotage an ihrem Flugtank gelingt ihr der große Schritt. Im November 1911 erlangt sie als erste Frau in Deutschland eine Pilotenlizenz. An ihrem 25. Geburtstag.

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Wenige Monate später gründet sie eine eigene Flugschule. Da hat Melli neben dem Papa mit Odol-König Karl August Lingner (1861-1916) einen weiteren Sponsor an der Seite. Ihr Mann wird der Flieger Charles Boutard (1884-1952).

Es entstehen gemeinsame Entwürfe zum Beispiel für Flugbote. Dann allerdings machte beiden der Weltkrieg einen Strich durch die Rechnung: Boutard als Franzose wird interniert, Melli erhält Hausarrest.

Diese Gedenktafel ist am elterlichen Grundstück in Laubegast angebracht.
Diese Gedenktafel ist am elterlichen Grundstück in Laubegast angebracht.  © Eric Münch

Danach sind beide ruiniert. Doch es kommt noch schlimmer für die Dresdnerin. Die aus den Entschädigungen für die Auszeit im Weltkrieg aufgebaute Autofirma geht pleite. 1925 stürzt Melli mit einem Flugzeug ab, das ihr eigentlich Glück bringen soll.

Nichts weniger als Weltumrundung war geplant. Dafür hatte sie ihre Pilotenlizenz auffrischen wollen. Dieser Absturz ist einer zu viel. Melli geht in den Tod.

Titelfoto: picture alliance / ullstein bild / Haeckel Archiv

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